Geothermie-Bohrloch wird stabilisiert aber Nachbeben sind möglich

Nach dem Erdbeben in St. Gallen arbeitet ein Krisenstab weiter an der Stabilisierung des Geothermie-Bohrlochs. Das Bohrloch in 4450 Metern Tiefe stehe aktuell nicht mehr unter Druck. Trotzdem schliessen die Verantwortlichen weitere Nachbeben nicht aus.

Die Arbeiten im Geothermie-Bohrloch wurden gestoppt (Archiv) (Bild: sda)

Nach dem Erdbeben in St. Gallen arbeitet ein Krisenstab weiter an der Stabilisierung des Geothermie-Bohrlochs. Das Bohrloch in 4450 Metern Tiefe stehe aktuell nicht mehr unter Druck. Trotzdem schliessen die Verantwortlichen weitere Nachbeben nicht aus.

Seit dem Erdbeben der Stärke 3,6 vom frühen Samstagmorgen ist es in St. Gallen zu 25 Nachbeben gekommen. Dabei handelte es sich um Mikrobeben, wie der Schweizerische Erdbebendienst (SED) auf seiner Website schreibt.

Um das Bohrloch besser zu stabilisieren sei weiter Verstopfungsmaterial in die vermutlich offenen Klüfte in knapp 4500 Metern Tiefe gepumpt worden. Aktuell stehe das Bohrloch nicht mehr unter Druck, heisst es in einer Medienmitteilung der Stadt St. Gallen vom Montagnachmittag.

Die Stabilisierungsmassnahmen werden voraussichtlich bis Ende der Woche andauern. Erst wenn die Situation am Bohrloch stabil sei, könnten Messungen durchgeführt werden, um die Situation genauer zu analysieren.

Wie weiter?

Ebenfalls bis Ende Woche wollen die Projektverantwortlichen der St. Galler Stadtwerke aufzeigen, wie es mit dem Geothermie-Projekt weitergeht. «Vordringlich ist nun zu klären, welche Optionen aus technischer und geologischer Sicht und unter Berücksichtigung der Lage am Bohrloch noch möglich sind», heisst es im Communiqué.

25 Schadensmeldungen

Bei der nach dem Erdbeben eingerichteten Hotline seien bis Montagnachmittag 25 Schadensmeldungen eingegangen. «Die bisher gemeldeten Schäden reichen von der heruntergefallenen Vase bis zum Riss in der Fassade», sagte Roman Kohler, Mediensprecher der Stadt St. Gallen.

Wer die Schäden bezahle, sei noch offen. Vorerst würden die Schadensmeldungen gesammelt. Derweil forderte ETH-Professor Domenico Giardini in Zeitungsinterviews, die Schweiz solle ihre Strategie bei der Geothermie ändern. Es sei an der Zeit, die bisher von lokalen Behörden geplanten Projekte national zu koordinieren und zu überwachen.

Dadurch könne man viel schneller neue Erkenntnisse gewinnen und die Technologie weiter entwickeln , sagte Giardini den Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Bund» im Interview. Es wäre «grundfalsch», wegen der Erdbeben in St. Gallen und zuvor in Basel auf die Förderung der Geothermie zu verzichten, betonte der ETH-Professor.

Zudem sind aus Sicht des ETH-Delegierten für Tiefengeothermie grössere, vom Bund koordinierte Projekte wichtig. Mit diesen liessen sich im Hinblick auf die Energiewende entsprechende Mengen an Elektrizität für den nationalen Strommarkt produzieren.

Nächster Artikel