Gericht hält Verkaufsverbot von Nestlé-Nudeln in Indien aufrecht

Die Maggi-Fertignudeln von Nestlé kehren vorerst nicht in die indischen Verkaufsregale zurück: Der Obergerichtshof von Mumbai hat das Verkaufsverbot laut der Agentur Dow Jones am Freitag bis auf weiteres aufrecht erhalten.

Ein Verkäufer in Indien räumt die Maggi-Nudeln von Nestlé weg - das Gericht in Mumbai hält das Verkaufsverbot bis auf weiteres aufrecht (Archiv) (Bild: sda)

Die Maggi-Fertignudeln von Nestlé kehren vorerst nicht in die indischen Verkaufsregale zurück: Der Obergerichtshof von Mumbai hat das Verkaufsverbot laut der Agentur Dow Jones am Freitag bis auf weiteres aufrecht erhalten.

Nestlé wehrt sich in Mumbai juristisch gegen die Auslegung von Bestimmungen des Lebensmittelrechts und beantragte eine gerichtliche Überprüfung des von den Behörden angeordneten Rückrufs der Nudeln. Nestlé musste in Indien die beliebten Maggi-Nudeln aus dem Verkauf nehmen, nachdem Lebensmittel-Kontrolleure in einigen Päckchen bedenklich hohe Bleikonzentrationen gefunden hatten.

Die indische Lebensmittelaufsicht erklärte, ein Bleigehalt «oberhalb der erlaubten Grenzwerte» könne das Produkt «unsicher und gefährlich» machen. Der Nahrungsmittelmulti ist nach Tests in firmeneigenen und unabhängigen Labors hingegen weiterhin überzeugt, das Maggi-Fertignudeln kein Gesundheitsrisiko darstellen und sicher verzehrt werden können.

Das Gericht forderte nun an einer ersten Anhörung am Freitag die Lebensmittelbehörde auf, bis in zwei Wochen einen detaillierten schriftlichen Bericht zum Thema zu verfassen. Nestlé halte derweil am «freiwilligen Verzicht» zum Verkauf der Nudeln fest, heisst es.

Unternehmen beklagen unklare Vorschriften

Offenbar gibt es unterschiedliche Interpretationen der indischen Gesetzgebung zwischen Nestlé und den dortigen Behörden. Wie das «Wall Street Journal» in seiner Freitagsausgabe schreibt, würden sich viele in der Nahrungsmittel-Industrie beklagen, dass die Vorschriften oft unklar seien und die offiziellen Zulassungsprozesse sehr lang dauern würden und auch verwirrlich seien.

So stellt sich auch der Fall der Fertignudeln dar. Die Behörden etwa würden einzelne Bestandteile (Nudeln, Aromenverpackung) untersuchen, während laut Nestlé die Produkte so untersucht werden sollten, wie sie konsumiert werden, nämlich vermischt mit heissem Wasser.

Andere Unternehmen haben offenbar ähnliche Probleme mit den Behörden in Indien wie Nestlé. So hat etwa auch Unilever in Indien seine (chinesischen) Instantnudeln vom Markt genommen, um sie zusätzlich zu testen, wie es in einem Statement auf der Homepage von Hindustan Unilever (HUL) vom 10. Juni heisst.

Ein Teil des Problems sei, heisst es im US-Blatt weiter mit Bezug auf Analysten, dass die Sicherheitsvorschriften im Nahrungsmittel-Bereich in Indien relativ neu und oft schwammig seien. Bis 2008 habe es keine nationale Gesundheitsbehörde gegeben und die neuesten Nahrungsmittel-Standards seien 2011 entworfen worden. Unter dem alten Recht hätten die Unternehmen gar keine Produktzulassungen gebraucht.

Weitere Behörden untersuchen Nudeln

Inzwischen hat der Skandal auch Behörden weiterer Länder auf den Plan gerufen. Die für die Sicherheit von Lebensmitteln und Medikamenten zuständige US-Behörde FDA habe Proben des Produkts genommen.

Es handle sich um in Indien hergestellte Nudeln der Marke Maggi, die von Dritten importiert wurden, erklärte ein Sprecherin des weltgrössten Lebensmittelproduzenten am Donnerstag. Nestlé selbst vertreibe das betreffende Produkt in den USA nicht. «Wir haben die Importeure ersucht, uns das Ergebnis der FDA-Tests mitzuteilen.»

Aber auch in anderen Ländern mit grösseren indischen Gemeinschaften wie Singapur, Grossbritannien oder Kanada wird oder wurde das Produkt getestet. In Singapur etwa haben die Behörden die Tests bereits durchgeführt und das Produkt für «sicher» befunden. Der asiatische Stadtstaat gehört zu den Ländern mit den strengsten Hygienevorschriften.

Die Nudeln stehen für 15 bis 20 Prozent des Nestlé-Umsatzes in Indien, machen aber nur einen Bruchteil des Konzernumsatzes von 91,6 Milliarden Franken aus. Dem Konzern droht wegen des grössten Lebensmittelskandals in Indien seit fast einem Jahrzehnt jedoch ein Imageschaden.

Nächster Artikel