Ein Verwaltungsgericht in Venedig hat Fahrverbot für Kreuzfahrtschiffe über 96’000 Tonnen in der Lagunenstadt für ungültig erklärt. Die privaten und öffentlichen Interessen, die von dem Verbot betroffen wären, seien nicht genug abgewogen worden.
Das Urteil gegen das erst Anfang Jahr in Kraft getretene Verbot gilt als Erfolg für die Kreuzfahrtbranche, die sich gegen ein Fahrverbot für Luxusliner in Venedig gewehrt hat. Gegen das Urteil will das Verkehrsministerium in Rom jedoch Einspruch beim Staatsrat erheben, der letzten Instanz in Verwaltungsverfahren.
Mehr als zwei Millionen Kreuzfahrttouristen kommen jedes Jahr nach Venedig, das bringe 430 Millionen Euro in die Stadt und erhalte mindestens 5000 Arbeitsplätze, argumentiert die Hafenbehörde, die sich für die Kreuzfahrtschiffe in Venedig ausspricht.
Seit der Havarie der Costa Concordia vor der Insel Giglio im Januar 2012 ist jedoch in Venedig die Befürchtung gewachsen, dass ein ähnliches Unglück in der Lagune passieren könnte. «Kreuzfahrtschiffe raus aus der Lagune!», lautet der Slogan der Venezianer gegen die Kreuzfahrtgiganten.
Die Bürgerinitiative «No Grandi Navi» (Keine grossen Schiffe) kämpft seit Jahren für eine Reduktion des Schiffsverkehrs und argumentiert mit dem Wellengang, der die Fundamente der Palazzi beschädigt. Ausserdem bringe der Kreuzfahrttourismus nur geringe Einnahmen, da die Reisenden nicht in der Stadt nächtigen.
Die Regierung von Matteo Renzi will den Canale Contorta-Sant’Angelo vom südlichen Laguneneingang Malamocco nach Marghera verlängern. Damit sollen die Kreuzfahrtschiffe den modernen Passagierhafen am westlichen Rand von Venedig erreichen.