Zum Auftakt des Prozesses gegen die drei jungen Frauen der kremlkritischen Punk-Band Pussy Riot hat ein russisches Gericht die Untersuchungshaft der Angeklagten um ein halbes Jahr verlängert. Die seit März inhaftierten Musikerinnen bleiben damit auf Antrag der Staatsanwaltschaft bis am 12. Januar 2013 in Haft.
Das Gericht folgte mit der Entscheidung einem Antrag der Staatsanwaltschaft, wie die Agentur Interfax meldete. Die Verteidigung kündigte Widerspruch an. Das Gericht habe ihre Argumente schlicht ignoriert, kritisierte Mark Feigin, einer der Anwälte der Band.
Die drei Musikerinnen im Alter von 22 bis 29 Jahren hatten am 21. Februar mit einem „Punk-Gebet“ im Heiligtum der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau die Gottesmutter angefleht, Russland von Präsident Wladimir Putin zu erlösen. Ihnen drohen nun deswegen bis zu sieben Jahre Haft. Amnesty International hat die Frauen als politische Gefangene anerkannt.
Angeklagte im Gitterkäfig
Bei der Anhörung hinter verschlossenen Türen sassen die Angeklagten Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marina Alechina – zwei davon Mütter kleiner Kinder – wie in Russland üblich in einem Gitterkäfig. Die Verteidigung forderte auch die Vorladung von Putin als Zeuge. Dies lehnte das Gericht aber ab. Die nächste Anhörung sei nun auf nächsten Montag angesetzt worden.
Obwohl sie bereits seit mehr als vier Monaten in Untersuchungshaft sitzen, wurden die jungen Frauen am Freitag erstmals einem Gericht in Moskau vorgeführt. Das Ereignis wurde von grossem Medieninteresse begleitet. Vor dem Gerichtssaal spielten sich vor Beginn der Anhörung tumultartige Szenen ab, weil unzählige Journalisten sich in den Gängen drängten.
Proteste vor dem Gerichtsgebäude
Vor dem Gerichtsgebäude forderten dutzende Demonstranten die Freilassung des Trios. „Russland wird zu einem totalitären Staat“, klagte Stanislaw Samuzewitsch, der Vater einer der Angeklagten. Die Polizei führte mindestens vier Menschen ab. Russische Schriftsteller, darunter der in Westeuropa bekannte Boris Akunin, kritisierten den Umgang der Justiz mit Pussy Riot.
„Das ist ein politischer Prozess“, sagte wiederum Anwalt Mark Feigin. Er warf den Behörden vor, die Gruppe aus politischen Motiven zu unterdrücken.
Ihr Fall wird vor demselben Gericht im Stadtteil Chamowniki verhandelt wie im Jahr 2010 der zweite Prozess gegen den Ex-Ölmagnaten und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski. Seine Haftstrafe war damals bis 2016 verlängert worden. Er sah politische Gründe hinter der Verurteilung.
Die „strafbare“ Aktion von Pussy Riot: