Nach über sieben Jahren ist noch immer nicht geklärt, wer die britische Studentin Meredith Kercher in Perugia ermordete.
Erneut muss das höchste Gericht Italiens über das Schicksal der Amerikanerin Amanda Knox und ihres Ex-Freundes entscheiden. Doch der Urteilsspruch verzögert sich bis Freitag.
Dadurch solle der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft mehr Zeit eingeräumt werden, ihre Argumente vorzubringen, sagte Gerichtspräsident Gennaro Marasca am Mittwoch in Rom. Die Verhandlung solle am Freitag mit dem Plädoyer der Anwälte von Knox‘ damaligem Freund Rafaele Sollecito enden, anschliessend würden sich die Richter zu Beratungen zurückziehen.
Das Kassationsgericht kann die Urteile einzeln oder gemeinsam aufheben und den Fall erneut an ein Berufungsgericht verweisen – es kann sie aber auch bestätigen.
Italiens höchstes Gericht muss bereits zum zweiten Mal in dem Fall entscheiden. Zuvor waren Knox und Sollecito in einem Indizienprozess verurteilt, in zweiter Instanz freigesprochen und schliesslich 2014 erneut verurteilt worden, nachdem das Kassationsgericht den Freispruch gekippt hatte.
Grosses öffentliches Interesse
Die Anhörung begann am Mittwochmorgen unter grossem öffentlichen Interesse. Dutzende Kamerateams verfolgten bei strömendem Regen, wie Sollecito, der am Donnerstag seinen 31. Geburtstag feiert, mit seinen Anwälten und seiner Familie das Gericht betrat. Die wegen ihres Aussehens als «Engel mit den Eisaugen» bekanntgewordene Knox verfolgte die Anhörung in ihrer Heimatstadt Seattle.
Im Gegensatz zu Knox, die seit ihrem Freispruch 2011 wieder in Seattle lebt, nimmt Sollecito persönlich an dem Verfahren in Rom teil. Sollten die Richter das Mordurteil bestätigen, dürfte ein Tauziehen um die Auslieferung der inzwischen 27-jährigen US-Bürgerin Knox beginnen.
Vergewaltigt und mit durchschnittener Kehle
Der grausige Fall hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die damals 21-jährige Kercher war am 2. November 2007 halbnackt und mit durchgeschnittener Kehle in der Wohnung in Perugia entdeckt worden, die sie sich mit Knox teilte. Ihre Leiche wies 47 Messerstiche auf, die Studentin war vergewaltigt worden.
Seitdem gab es mehrere Prozesse, zuletzt wurde Knox im Januar 2014 in Abwesenheit zu 28 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Gegen ihren Ex-Freund wurde eine 25-jährige Freiheitsstrafe verhängt. Als einziger wurde in diesem Fall bisher der Ivorer Rudy Guede rechtskräftig verurteilt. Er sitzt wegen Beihilfe zum Mord 16 Jahre Haft ab.