Die Gesundheitskosten wachsen gemäss den Prognosen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) ungebremst weiter. Die Kostensteigerung fällt in den kommenden Jahren sogar noch stärker aus als im letzten Jahr.
Insgesamt hat die KOF ihre Frühjahresprognose bestätigt. Neu hinzugekommen ist die Prognose für 2018: In jenem Jahr wird ein Kostenanstieg von 3,9 Prozent erwartet. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandprodukt steigt damit im Jahr 2018 auf 12,2 Prozent, wie die KOF am Dienstag an einer Medienkonferenz bekannt gab.
Für 2016 rechnet die KOF unverändert mit einer Zunahme der gesamten Gesundheitsausgaben um 3,6 Prozent. Für das Jahr 2017 sagen die Konjunkturforscher wie bereits in der Frühjahresprognose einen Kostenanstieg um 3,9 Prozent voraus.
Nach wie vor steigen die Kosten zu Lasten der obligatorischen Krankenversicherung stärker als der Rest der Gesundheitsausgaben. Diesen werden laut dem Internetvergleichsdienst Comparis, der die Prognose finanziert, auch die Versicherten zu spüren bekommen. Sie werden im nächsten Jahr durchschnittlich sogar 5,8 Prozent mehr für ihre Krankenkassenprämien zahlen müssen.
2015 noch mässiger Anstieg
Die Daten zu den Gesundheitsausgaben werden zeitverzögert veröffentlicht. So hat das Bundesamt für Statistik erst im Oktober 2016 die Zahlen für die Gesundheitsausgaben für 2014 publiziert. Der Kostenanstieg betrug demzufolge damals 3,0 Prozent.
Mit 2,9 Prozent dürfte der Anstieg der Gesundheitsausgaben im 2015 gemäss der KOF noch mässig ausfallen. Insbesondere das schwächere gesamtwirtschaftliche Umfeld sowie die Senkung der Medikamentenpreise, die 2013 in Kraft getreten ist und gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu Einsparungen von 720 Millionen Franken bis 2015 geführt hat, seien Ursache für diese Entwicklung.
Die Ausgabenverschiebung vom stationären zum ambulanten Bereich habe sich fortgesetzt. Weiterhin dynamisch habe sich der ambulante Bereich entwickelt und dort insbesondere die Bereiche «Spitex» und «Physiotherapie».
Die konjunkturelle Entwicklung des Jahres 2016 sei zwar bis anhin eher verhalten gewesen. Aber nicht nur die Konjunktur, sondern vor allem die demografische Entwicklung spiele eine Rolle für die Entwicklung der Gesundheitskosten. Die steigende Anzahl älterer Menschen trage zum kontinuierlichen Anstieg der Gesundheitsausgaben bei.
Einsparungen noch zu wenig konkret
Der Bundesrat strebt mit seiner Strategie Gesundheit 2020 mittel- bis langfristig zwar erhebliche zusätzliche Einsparungen von 20 Prozent an. Im Prognosezeitraum bis Ende 2018 seien die Kostenfolgen der im Rahmen dieser Strategie geplanten Massnahmen mit Ausnahme des Medikamentenbereichs bislang allerdings noch nicht konkret genug, um in der Prognose berücksichtigt zu werden.
Hinzu komme, dass die Revision der ärztlichen Tarifstruktur Tarmed gescheitert sei. Die derzeit aktuelle Tarifstruktur wurde bis Ende 2017 verlängert.
Laut der KOF ist der Gesundheitssektor für die Schweizer Volkswirtschaft immer wichtiger geworden. 2015 arbeiteten gerechnet in Vollzeitäquivalenten über 266’000 Menschen im Gesundheitswesen. Das entspricht fast sieben Prozent aller Beschäftigten in der Schweiz.
Der Anteil an der Wertschöpfung liege bei fünf Prozent und der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandprodukt, die sogenannte Gesundheitsausgabenquote, betrug 2014 elf Prozent. Zehn Jahre zuvor lag diese Quote noch bei 10,4 Prozent, bis 2018 wird sie sich laut der KOF-Prognose auf 12,2 Prozent erhöhen.