Überschattet von der seit Monaten andauernden Gewaltwelle haben arabische Christen und Pilger aus aller Welt im Heiligen Land Weihnachten gefeiert. In Bethlehem empfingen Gläubige am Donnerstag die traditionelle Prozession aus Jerusalem.
An der Spitze stand der lateinische Patriarch Fuad Twal, der später auch die Mitternachtsmesse zelebrieren sollte. In seiner Weihnachtsbotschaft rief Twal zuletzt zu einem Ende der Gewalt und neuen Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern auf. «Genug! Wir sind dieses Konflikts müde, wenn wir das Heilige Land mit Blut besudelt sehen.»
Den Grossteil der knapp zehn Kilometer langen Strecke von Jerusalem nach Bethlehem legten die Teilnehmer in Fahrzeugen zurück, erst in Bethlehem gingen sie den letzten Teil zu Fuss. Die örtliche Geburtskirche ist nach christlicher Überlieferung an dem Ort gebaut, an dem Jesus Christus zur Welt kam.
Weniger Touristen
Wegen der Gewaltwelle in Israel und den Palästinensergebieten bleiben in Bethlehem in diesem Jahr die Touristen aus. Nach Angaben der Bürgermeisterin Vera Babun sind die Hotels nicht einmal zu 40 Prozent ausgebucht.
2014 waren nach Angaben der Touristen-Polizei allein im Dezember 78’783 Besucher nach Bethlehem gekommen, im ganzen Jahr rund 1,1 Millionen. Bis Ende November 2015 reisten 798’000 Touristen an.
Neue Gewalt
Bei drei neuen Anschlägen im Westjordanland wurden am Donnerstag drei palästinensische Angreifer erschossen, wie eine Militärsprecherin in Tel Aviv mitteilte. Zwei israelische Wachmänner wurden in der Nähe der Siedlerstadt Ariel verletzt.
Bei den vor knapp drei Monaten begonnenen fast täglichen Angriffen von meist mit Messern bewaffneten Palästinensern gegen israelische Sicherheitskräfte und Zivilisten sind bereits 20 Israelis und mehr als 130 Palästinenser getötet worden.
Auslöser war der Streit um den sowohl Muslimen wie auch Juden heiligen Tempelberg in Jerusalem. Zudem sorgt die seit 1967 anhaltende israelische Besetzung des Westjordanlandes und die immer wieder gescheiterten Bemühungen um einen eigenen Staat für Frustration bei den Palästinensern.