Der erst kürzlich unabhängig gewordene Südsudan wird weiterhin von ethnischen Unruhen erschüttert. Bei einem Angriff von Stammeskämpfern auf die Siedlung einer verfeindeten Volksgruppe sind vermutlich zahlreiche Menschen getötet worden.
Die stellvertretende Koordinatorin für UNO-Hilfe im Südsudan, Lise Grande, rief am Montag die Angehörigen der Murle in der Stadt Pibor auf, sich „in den Busch in Sicherheit zu bringen“. In dem Konflikt zwischen rivalisierenden Stammesgruppen geht es um Viehdiebstähle und knappe Ressourcen.
Tausende schwer bewaffnete Kämpfer des Stammes der Lou Nuer hatten am Samstag die Stadt im westlichen Bundesstaat Jonglei gestürmt und Jagd auf Angehörige der Murle gemacht. Die jungen Männer brannten Hütten nieder und plünderten ein Spital der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.
Augenzeugen sprachen von Toten und schweren Zerstörungen. „Die Stadt brennt und viele Menschen, die meisten von ihnen unschuldige Frauen und Kinder, liegen hier tot vor mir“, sagte Bezirksverwalter Joshua Konyi der Tageszeitung „Sudan Tribune“.
UNO-Soldaten entsandt
Die UNO entsandten hunderte Blauhelm-Soldaten in die Region. Am Sonntag marschierte das Militär mit 1500 Soldaten in Pibor ein. Staatspräsident Salva Kiir forderte die Lou Nuer auf, sich zurückzuziehen.
„Die Regierung hat ernsthafte Schritte unternommen, um die Bürger von Jonglei zu schützen“, sagte Informationsminister Barnaba Benjamin dem Nachrichtensender „Al-Dschasira“.
Viele Waffen im Umlauf
Durch ethnisch motivierte Gewalt, Kämpfe um Rinderherden und Racheakte wurden im vergangenen Jahr in Jonglei nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 1100 Menschen getötet und rund 63’000 aus ihren Häusern vertrieben.
Vor einer Woche hatte eine Gruppe, die sich selbst als Weisse Armee der Jugend der Nuer bezeichnete, angekündigt, „den gesamten Stamm der Murle auszulöschen“. Dies sei die einzige Möglichkeit, die Herden der Nuer zu schützen. Trotz der Bemühungen, die Menschen in Jonglei zu entwaffnen, sind in der Provinz noch viele Waffen im Umlauf.