Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) hat am Freitag eine landesweite Kampagne gegen den grenznahen Einkaufstourismus lanciert. Trotz schwachem Euro sollen die Schweizer im eigenen Land einkaufen, denn letztlich komme dies auch ihnen zugute, lautet die Aussage des SGV.
Mit Inseraten in Tageszeitungen, Werbeplakaten an Verkehrsknotenpunkten und Einkaufstaschen mit dem Kampagnenmotto „Ja zur Schweiz – Hier kaufe ich ein“ will der SGV in den nächsten drei Wochen 250’000 Franken in die Hand nehmen und Werbung machen für den Wirtschaftsstandort Schweiz.
Dazu fährt der SGV zusammen mit kantonalen Gewerbeverbänden und Branchenverbänden zum einen das bekannte Wehklagen über die durch den Einkaufstourismus bedrohten Ausbildungs- und Arbeitsplätze auf. Darüber hinaus sieht der SGV aber auch das „System Schweiz“ als Ganzes bedroht.
„Der Verzicht auf den Einkauf im Ausland ist ein bewusster Entscheid und ein Zeichen von Stolz auf die Schweiz mitsamt ihren Errungenschaften“, schreibt der SGV in einem Communiqué vom Freitag. Zu letzteren zählt der Verband das „erfolgreiche“ Bildungssystem und die „hohe Qualität“ der inländischen Dienstleistungen und Waren.
KMU als Hauptträger der Kampagne
Getragen werden soll die Kampagne jedoch vor allem von den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz selbst. „Wir stellen das Argumentarium und das Material zur Verfügung, die eigentliche Kampagne müssen die KMU aber selbst führen“, erklärt SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
So sollen die Unternehmen die Werbeplakate in ihren Betrieben und Verkaufsstellen platzieren und ihre Kunden von der Botschaft der Kampagne überzeugen. Dazu stellt der SGV die vorgefertigten Inserate und Plakate zum Herunterladen auf seiner Webseite zur Verfügung.
Schaden auf bis zu 5 Mrd. Fr. geschätzt
Den durch den Einkaufstourismus entstandenen Schaden für die Schweizer Volkswirtschaft beziffert der SGV für das Jahr 2011 auf rund 5 Mrd. Franken. Er stützt sich damit auf eine Schätzung, welche die Grossbank Credit Suisse (CS) in ihrer jährlichen Detailhandelsstudie im Januar publik gemacht hat. Die CS hatte allerdings von 4 bis 5 Mrd. Fr. gesprochen, die über den Einkaufstourismus ins Ausland geflossen seien.
Gegenüber 2010 habe das Volumen der schweizerischen Einkäufe im Ausland damit um 20 bis 30 Prozent zugenommen, erklärt CS-Ökonom Damian Künzi, Mitautor der Studie. Demnach hatten sich die ausländischen Einkäufe 2010 noch zwischen 3 und 4 Mrd. Fr. bewegt. Für 2012 gehe die CS aber nicht von einer weiteren Zunahme gegenüber 2011 aus. Das Einkaufstourismus-Volumen werde auf hohem Niveau stagnieren, sagt Künzi.