Die Gewerkschaften haben ihr Ziel für die Lohnrunde 2017 nur teilweise erreicht. In vielen Branchen betragen die Lohnerhöhungen weniger als die anvisierten 1 Prozent, in einigen gibt es gar keine Erhöhung.
Der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse bezeichnete das Ergebnis der Verhandlungen an einer Medienkonferenz am Montag als «knapp zufriedenstellend». Zwar gebe es für viele Arbeitnehmende Lohnerhöhungen zwischen 0,5 und 1 Prozent, aber leider auch Nullrunden.
Leer ausgehen werden 2017 insbesondere die Angestellten in der Uhrenindustrie und in der grafischen Industrie, wie Syna-Präsident Arno Kerst ausführte. Aber auch im Gewerbe und beim Bundespersonal gibt es Nullrunden.
Viele Verhandlungen noch im Gang
Die höchsten Lohnerhöhungen in der Industrie gewähren die Arbeitgeber wie so oft in der Chemie- und Pharmaindustrie. Bei DSM erhalten die Angestellten 1 Prozent mehr, bei Roche sind es 0,9 Prozent. In der Industrie sind jedoch viele Lohnverhandlungen noch in Gang oder finden erst im ersten Quartal 2017.
Auch im Baugewerbe laufen noch neun Lohnverhandlungen, darunter auch jene im Bauhauptgewerbe, wo die Arbeiter die letzten beiden Jahre leer ausgegangen waren.
Dass effektive Lohnerhöhungen auch durch das Anheben der Mindestlöhne möglich sind, zeigt das Beispiel der Reinigungsbranche: Die Angestellten dieser Tieflohnbranche haben im kommenden Jahr zwischen 1,1 und 1,7 Prozent mehr in der Tasche.
Kritik an individuellen Erhöhungen
Als befriedigend bezeichnet Syna die Lohnabschlüsse im Dienstleistungssektor – mit Ausnahme des Detailhandels. Hier stören sich die Gewerkschaften daran, dass die Lohnerhöhungen nur individuell gewährt werden, so auch bei Migros und Coop.
Damit würden die Lohnerhöhungen nicht nur intransparent und bis zu einem gewissen Grad willkürlich verteilt, sondern es profitierten längst nicht alle Mitarbeiter vom positiven Geschäftsergebnis, kritisierte Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse.
Generell gilt es allerdings zu beachten, dass im laufenden Jahr real fast alle Arbeitnehmenden mehr Geld zur Verfügung hatten. Der Grund liegt in der Minusteuerung von 0,4 Prozent. Im kommenden Jahr dürften die Preise allerdings wieder um 0,3 Prozent anziehen.