Gewinn von Kühne + Nagel bricht wegen EU-Kartellbusse ein

Der Logistikkonzern Kühne + Nagel hat im ersten Quartal 2012 einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Der Reingewinn sank um 56 Prozent auf 67 Mio. Franken. Dieser Rückgang gründet zum grossen Teil auf einer kürzlich ausgesprochenen Kartellbusse der Europäischen Union von 65 Mio. Franken.

Schriftzug des Logistikunternehmens, aufgenommen auf einem Modell eines Airbus A380 (Archiv) (Bild: sda)

Der Logistikkonzern Kühne + Nagel hat im ersten Quartal 2012 einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Der Reingewinn sank um 56 Prozent auf 67 Mio. Franken. Dieser Rückgang gründet zum grossen Teil auf einer kürzlich ausgesprochenen Kartellbusse der Europäischen Union von 65 Mio. Franken.

Der Konzern spricht in der Mitteilung vom Montag von unbefriedigenden Ergebnissen. Der Umsatz blieb mit 4,83 Mrd, Fr. praktisch auf dem Vorjahreswert (+0,3 Prozent). Der aussagekräftigere Bruttogewinn stieg um 3 Prozent auf 1,50 Mrd. Franken, was leicht über den Schätzungen der Analysten lag.

Der operative Gewinn (EBITDA) sank hingegen um 39 Prozent auf 153 Mio. Franken. Die Europäische Kommission büsste Kühne + Nagel, weil sich der Konzern an einem Kartell für Luftfrachtpreise beteiligt hatte. Laut Finanzchef Gerard van Kesteren hat Kühne + Nagel den Betrag zwar verbucht, akzeptiert die Strafe aber nicht einfach so.

Das Unternehmen überlege sich, gegen das Urteil rechtlich vorzugehen, sagte van Kesteren der Nachrichtenagentur awp. Ohne die Kartell-Busse hätte Kühne + Nagel einen EBITDA von 218 Mio. Fr. und ein Reingewinn von 133 Mio. Fr. erzielt.

Einstellungsstopp

Kühne + Nagel reagiert auf die schlechten Zahlen mit einem Einstellungsstopp, um den Bestand von derzeit etwa 63’000 Mitarbeitern zu senken. „Ich gehe davon aus, dass diese Massnahme sicher bis Ende Jahr bestehen bleibt“, sagte Finanzchef van Kesteren der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Personalmassnahme trifft das Unternehmen unter dem Druck, Kosten einsparen zu müssen. Auf den Margen lasteten aber auch der Aufwand für die Informatik und den Vertrieb, wie Kühne + Nagel mitteilte. Was die Logistiker vor allem auch beschäftigt sind die explosionsartig steigenden Frachtraten.

Massiv höhere Frachtraten

Am 1. März hat sich der Preis für den Transport eines Containers von Shanghai nach Rotterdam, wie ihn das Logistikunternehmen einer Reederei bezahlen muss, verdoppelt. Darunter hat die Marge der Logistiker gelitten, auch wenn die Preise – mit Verzögerung – an Kunden weiter verrechnet werden können.

Die Finanznöte der Schiffseigner dürfte weitere Preiserhöhungen mit sich ziehen. Können die Reeder eine neue Erhöhung der Preise auf den 1. Mai durchsetzen, wäre die Frachtrate für einen Container von Asien nach Europa von 1000 Dollar zu Jahresbeginn auf 4000 Dollar gesprungen.

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