Wer grosse Überraschungen von Florence and the Machine erwartet hat, wird enttäuscht sein. Dafür macht die Band auf ihrer neuen Platte «How Big, How Blue, How Beautiful», was sie am besten kann.
Vier Jahre nach dem letzten Album meldet sich das Projekt um die britische Singer-Songwriterin Florence Welch zurück – und ist immer noch laut und stimmgewaltig. Mit weiss geschminktem Gesicht und ihren roten, langen Haaren hatte Welch etwas märchenhaftes, fast altmodisches an sich. Jetzt ziert ein schlichtes Schwarz-Weiss-Bild von ihr das Cover. Das wirkt erwachsener.
Der typische Sound ist geblieben. Elf orchestrale Indie-Popsongs mit einer Prise Soul. Sie habe Bestehendes weiterentwickeln wollen, so die 28-jährige Welch. Die Platte produzierte Markus Dravs, der schon mit Mumford and Sons, Arcade Fire oder Björk zusammenarbeitete und für Welch eine Art Vaterfigur ist.
Ihr liebstes Stück ist der Titelsong «How Big, How Blue, How Beautiful». Er entstand am Ende der Tour in den USA. «Alles war so leuchtend, blau und weit.» Der Himmel habe für sie eine besondere Bedeutung: Nachdem sich alles schwer und traurig angefühlt habe, stehe er für Hoffnung und eine positive Einstellung. «Er hat die Welt wieder für mich geöffnet.»
Wer bislang Fan war, wird auch die neue Platte mögen. «Various Storms & Saints» oder «Caught» sind ruhig und melancholisch. Streicher, Bläser und laute Trommeln lassen Stücke wie «Delilah» klingen wie Filmmusik. Der Wechsel zwischen ruhigen und kraftvollen Passagen auch innerhalb der Songs sorgt für die gewohnte Gänsehaut – genau wie Welchs Soul-Röhre, die Töne in allen Höhen trifft. Fans von Lorde oder The XX werden an dem Album ebenfalls Freude haben.