Giardina Gartenmesse: Veronika, der Spargel wächst!

Nicht nur draussen, sondern auch drinnen, an der Gartenmesse «Giardina» in Zürich, grünt und blüht es die Tage. Von kroatischen Gartenplatten, esoterischen Windrädern, die böse Strahlen vom Reihenhausglück fernhalten sollen, bis hin zu einer schier unendlichen Anzahl an Grillmodellen gibt es alles für helvetische grüne Daumen. Endlich ist es auch bei uns ein wenig Frühling […]

Für den «Kraftort» im Garten.

Nicht nur draussen, sondern auch drinnen, an der Gartenmesse «Giardina» in Zürich, grünt und blüht es die Tage. Von kroatischen Gartenplatten, esoterischen Windrädern, die böse Strahlen vom Reihenhausglück fernhalten sollen, bis hin zu einer schier unendlichen Anzahl an Grillmodellen gibt es alles für helvetische grüne Daumen.

Endlich ist es auch bei uns ein wenig Frühling geworden. Schon hatte man fast nicht mehr daran geglaubt. Passend zum Frühlingseinbruch wurde am Dienstag die grösste (es gibt anscheinend mehrere davon) Gartenmesse des Landes, die Giardina, eröffnet.

Am Eingang ist es echt nicht leicht, sich zu entscheiden, wo man denn zunächst hingehen möchte. Nach oben? Nach unten? Nach ganz oben? Das liegt daran, dass alles gleich aussieht, zumindest von aussen. 

Im ersten Stock der Giardina angelangt, gibt’s eigentlich nur Brunnen zu sehen, esoterische und/oder ästhetisch herausfordernde Skulpturen «für jedes Budget», Terrazzo-Böden, Pergolas («italienisches Flair bei Ihnen zu Hause») und vor allem eins: Grillöfen. Die schiere Anzahl der Grillapparaturen versetzt einen schon einigermassen in Erstaunen. Absurde Versionen in mannigfaltigen Materialien und Designs, teils gar in Kollaborationen mit «Künstlern» entstanden, werden da feilgeboten. Einmal Steak in einer verrosteten Kugel braten, das war wohl schon immer der Traum von vielen. 

Grillkunst.

Sonnenstoren und Schirme, Sichtschutzbeispiele in Form von Thuja- oder Buchsbaumhägen für Reihenhaussiedlungen (geschnitten in staatlichen Normhöhen), Gartenmobiliar, ausnehmend viele Arten von Textilien wie Tischtücher, Servietten, Tischsets, Sitzkissen, ja sogar ein Himmelbett im kecken Ast-Look werden im Sektor «Giardina Market» präsentiert. Letzteres ist wohl besonders für frisch Verliebte geeignet. «Veronika, der Lenz ist da!», sangen die Comedian Hormonists einst. Und das «bis der Spargel wächst».

Im ersten UG, im Sektor «Giardina Style», gibt es eigens für die Messe angelegte Garten- und Wallanlagen zu bewundern. Dies vornehmlich in der Sonderschau rund um das Thema «Projektgärten». Eine gigantische Grünmassenschlacht wurde während des Aufbaus betrieben. 1400 Laster mit Material seien nötig gewesen, um Installationen wie etwa den an Hitchcocks Filme erinnernden Garten einer St. Gallischen Baumschule mit zwei ausrangierten Zugwaggons darin anzulegen. Auch die Holzbeige, bestehend aus zwanzig Meter langen Hochstämmern, dürfte im Vorfeld für logistische Schwierigkeiten gesorgt haben. Ebenso der pseudo-japanische Zengarten mit dem Teich, in dem farbige Kois schwimmen.

Schön anzuschauen ist das alles allemal. Wofür die Ausstellung und der damit verbundene Megaaufwand aber ausser zu Repräsentationszwecken sonst noch gut sind, weiss, wenn man sich durchfragt, niemand so recht. Denn kaufen kann man diese Gärten ja nicht. Angelegt ist das Ganze in etwa wie die Art Unlimited des Gartenbaus. Alles, was riesig ist und nicht mehr privat angepriesen werden kann, wird hier gezeigt. Doch Platz, um solche Grünkonzepte umzusetzen, ist hierzulande ziemlich knapp. Und da wir nie eine Monarchie hatten, gibt es auch nicht Schlösser en masse, die neuinterpretierte Lustgärten benötigen würden.

Einen Wettbewerb gab es noch. Es ging wie jedes Jahr um die «Giardina Awards». Der Garten mit den Zugwaggons und den Trockeneisnebelschwaden brachte den Machern immerhin einen «Sonderpreis» ein. Ganz vergebens kommt man ja auch nicht gerne. Dies düfte auch erklären, weshalb so viele Projekte einen Preis verliehen bekamen.

Und dann, mitten drin, ein Auto. Eine Edelkarosse noch dazu. Ironischerweise ist einer der offiziellen Partner der Messe der Autohersteller Maserati. Die fahren jetzt wohl mit Kompost. Eventuell könnte es aber auch ein kleiner Wermutstropfen sein für all die Männer, die von ihren Frauen auf die Giardina Gartenmesse geschleppt wurden, obwohl sie eigentlich diese Tage lieber in Genf gewesen wären als in Zürich. Für einen Moment haben sie recht: Grün gehört nicht vor das Fenster, sondern auf eine Ampel!

Nach dem «Floristik und Design»-Sektor ist auch für mich Schluss mit Grünzeug. Mir knurrt zudem der Magen. Doch draussen vor dem Haupteingang werden bloss Bratwürste angeboten. Einen weiteren Grill brauche ich mir echt nicht anzusehen.

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Die Giardina läuft noch bis und mit Sonntag, 15. März 2015.


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