Am Tag nach dem Schritt in die EM-Achtelfinals geniesst das Schweizer Team in Montpellier viel Freizeit. SFV-Präsident Peter Gilliéron traut dem Team derweil den nächsten Schritt zu.
Die Nacht zum Montag war kurz für die SFV-Delegation. Sie war nach dem 0:0 gegen Frankreich sofort von Lille zurück ins Mannschaftsquartier nach Montpellier geflogen. Bis die Schweizer im Hotel vor den Toren der Stadt angekommen sind, war 3 Uhr schon vorüber. Deshalb genossen die Spieler am Montag viel Freizeit. Captain Stephan Lichtsteiner, Fabian Schär und Fabian Frei nutzten sie zusammen mit Konditionstrainer Oliver Riedwyl für eine Runde Golf auf der nahe gelegenen Anlage im Golf-Resort von Montpellier-Fontcaude.
Nach dem schmuddelig-nassen Wetter im Norden von Frankreich hielt der Süden für die Schweizer auch an diesem Tag wunderbaren Sonnenschein und rund 25 Grad bereit. Bei den Wetterkapriolen in Mitteleuropa und den Überschwemmungen in Frankreich, gerade in der Region des Spielortes Lille, lagen die Schweizer goldrichtig mit der Wahl, während der EM in Montpellier ihr Quartier zu beziehen. Nicht nur in der sportlichen Vorbereitung auf die EM hat der SFV in den letzten Monaten offenkundig vieles richtig gemacht.
Nach dem Unentschieden gegen Frankreich und dem Vorstoss in die Achtelfinals als Gruppenzweite können die Schweizer logistisch auch die nächsten Tage ruhig angehen. «Für die Planung ist es sehr gut, dass wir jetzt schon wissen, wo und wann wir das nächste Spiel bestreiten. Und den Gegner kennen wir am Dienstagabend auch schon», sagte SFV-Präsident Peter Gilliéron. Die Schweiz bestreitet ihren Achtelfinal am nächsten Samstag um 15 Uhr in Saint-Etienne.
Gilliéron schloss sich den Aussagen von Trainer Vladimir Petkovic oder von Torhüter Yann Sommer an. Einen Lieblingsgegner haben die Schweizer (offiziell) nicht. Deutschland, Polen oder Nordirland? Egal. «Wir haben vor keinem Gegner Angst. Umgekehrt bringen uns die anderen nach dieser Vorrunde nun viel Respekt entgegen, vielleicht haben sie sogar ein wenig Angst», so Gilliéron.
Nach der ungeschlagen und souverän erreichten Qualifikation für die Achtelfinals wurde Gilliéron, der an der EM auch als Mitglied der UEFA-Exekutive unterwegs ist, in den letzten Tagen oft auf die Schultern geklopft. «Viele in der UEFA sagen: Du wirst sehen, ihr werdet das Überraschungsteam der EM.»
Gilliéron ist in diesen Wochen sehr nahe am Team dran. Er scheint einen Grund für den Erfolg zu kennen. «Der Zusammenhalt unter den Spielern ist riesig. Auch die Ersatzspieler sind zufrieden. Dabei ist ein solches Turnier für sie oft heikel. Aber alle sind mit Freude dabei und mit dem Willen, hier weiterzukommen.»
Trotz der erstmaligen Qualifikation der Schweiz für die K.o.-Phase an einer EM will Gilliéron den Ausdruck «historisch» vermeiden. Er vergleicht den Vorstoss mit einer Achtelfinal-Teilnahme an einer WM. Doch gerade im Vergleich zur WM vor zwei Jahren in Brasilien sieht er das Team an einem anderen Punkt. «Die Mannschaft ist in sehr grossen Teilen mental weiter. Die Jungs haben an Selbstsicherheit gewonnen. Man sieht, dass sie in den grossen Meisterschaften dazu gelernt haben.»
Fünf Tage vor dem Achtelfinal in Saint-Etienne sagte Gilliéron: «Ich glaube an den nächsten Schritt.» Mit einem Sieg würde die Schweiz erstmals seit 62 Jahren an einer WM oder EM in die Viertelfinals vorstossen. Und dann wäre das Ereignis auf alle Fälle «historisch».