Giorgios Papandreou, ehemaliger Ministerpräsident Griechenlands, hat sich am Donnerstag am 42. St. Gallen Symposium für ein europaweites Zusammenstehen in der Schuldenkrise ausgesprochen. Griechenland sei nun im Umbruch und brauche das Vertrauen Europas.
Ein wichtiger Faktor beim Umbruch sei die Zeit, sagte Papandreou in einer Diskussion zum Thema „Politikgestaltung unter extremen Umständen“, an der auch der ehemalige slowakische Parlamentspräsident Richard Sulik teilnahm. Papandreou und Sulik waren nicht gleicher Meinung, wie mit dem Risiko „Schuldenkrise“ umgegangen werden soll.
Während Papandreou die Euro-Rettungsschirme rechtfertigte, äusserte sich Sulik skeptisch, was die Massnahmen zur Stabilisierung der Einheitswährung durch die EU angeht. Papandreou sagte, in Griechenland werde das System gegenwärtig komplett umgebaut. Die Griechen seien entgegen aller Vorhalte weder faul noch unflexibel.
Die in Griechenland eingeleiteten Massnahmen gegen die Schuldenkrise seien schmerzvoll, die Kürzung der Renten etwa treffe auch Menschen, die nichts für die Krise könnten. Griechenland müsse die Krise und die damit verbundenen Risiken als Chance nutzen. Das Land brauche aber die Unterstützung der EU.
Das Wichtigste, sagte Papandreou, sei, dass in Griechenland neue Arbeitsplätze für junge Menschen geschaffen würden, damit diese wieder Perspektiven hätten. Das Schlimmste für sein Land in der ganzen Krise sei die Ungewissheit, die die Menschen plage: Geht das Land bankrott, oder steigt Griechenland aus der Währungsunion aus?
Diese Ungewissheit sei schlimmer gewesen als gekürzte Renten. Mit der finanziellen Unterstützung hat die EU Griechenland auch Regeln gegeben. Papandreou sagte, diese Regeln seien zu akzeptieren. Sulik entgegnete, Regeln seien gut, aber wichtiger sei, dass man sich daran halte. Sulik machte sich für mehr Förderalismus in der EU stark.
Er glaube nicht, dass 60’000 EU-Beamte in Brüssel etwas dazu beitragen, dass sich die Menschen in Griechenland oder in der Slowakei freier, sicherer und glücklicher fühlen. Richard Sulik sagte, es werde zu stark reguliert und eingegriffen in Brüssel.