Der Davoser Trainer Arno Del Curto glaubt nach der dritten Niederlage in der Viertelfinalserie gegen die ZSC Lions nicht mehr an ein Weiterkommen. Zumindest sagt er das.
Eine häufig bemühte Floskel besagt, dass der letzte Sieg immer der schwierigste sei. „Das ist so“, sagt Del Curto, „aber das nützt nichts. Wir sind angeschlagen, das ist eindeutig. Mit dem müssen wir leben. Das gehört zum Eishockey. Es tut dem HC Davos gut, dass er mal unten durch muss. Es tut ihm sogar sehr gut, damit wieder einmal einige auf die Welt kommen. Es geht nicht immer so, wie es bei uns gegangen ist.“ Auf den Hinweis, sein Team habe 2008 im Viertelfinal gegen den EV Zug schon einmal ein 0:3 gedreht, entgegnet der Davoser Erfolgscoach: „Da waren wir frisch.“ Deshalb habe er damals noch an die Wende geglaubt.
In der Tat ist der Titelverteidiger weit von seiner Bestform entfernt, vor allem Leistungsträger wie Goalie Leonardo Genoni, Petr Sykora und Petr Taticek. Die bisherigen drei Torschützen in der Serie gegen die Lions heissen: Lukas Sieber, René Back und Ramon Untersander. Sieber ist erst 18 Jahre alt, Untersander weist Jahrgang 1991 auf. Das sagt vieles aus. „Wir kommen nicht mehr richtig ans Tor ran, weil wir gedanklich und vielleicht auch läuferisch etwas langsamer sind“, so Del Curto.
Den Bündnern ist zu Gute zu halten, dass sie in dieser Saison grosses Verletzungspech beklagten. Auch am Dienstag fehlten mit Peter Guggisberg, Mathias Joggi und Josef Marha drei Stammkräfte. Reto von Arx (Del Curto: „Es ist eine riesen Leistung von ihm. Wahnsinnig. Das sind Typen.“) lief mit einem Fingerbruch auf. Zudem befinden sich Spieler wie Sandro Rizzi und Dino Wieser, die 22 respektive 20 Partien verpasst haben, selbstredend nicht in bester Verfassung. Del Curto drückt dies so aus: „Glaubt ihr, in Davos kann Del Curto die Hand auflegen und dann ist die Kondition wieder da. Das geht doch nicht.“
„Hätten ein paar Spiele laufen lassen sollen“
Dass sein Team ausgelaugt ist, nimmt er auf seine Kappe: „Wir hätten ein paar Spiele einfach laufen lassen sollen. Wir haben es jedoch nicht gemacht, weil wir auf den ersten Platz schielten. Am Schluss mussten wir gewinnen, weil es sonst geheissen hätte, wir machen es extra. Wenn viele Junge hoch kommen, kannst du nicht mit ihnen Boxplay spielen. Irgendwann zapfst du die Reserven an. Dann ist es vorbei. Das merkst du nun auf dem Eis. Ich sehe es bei Sykora und Taticek klipp und klar. Das was ich erklärt habe, stimmt hundertprozentig.“ Er kenne die Mannschaft besser als jeder andere.
Bereits Anfang Februar war für Del Curto klar, dass es mit diesen Umständen noch schwieriger werden würde, den Titel zu verteidigen. Er sagte zu seiner Mannschaft: „Es ist gerade etwas happig, was da abgegangen ist.“ Deshalb lobte er sie auch für die Qualifikation, welche die Davoser punktgleich mit Zug im 2. Rang abgeschlossen haben. „Es war eine unglaubliche Leistung, mit so vielen Ausfällen so viele Spiele zu gewinnen. Ich habe ihnen gratuliert. Aber wir werden dafür büssen.“
Auch in den bisherigen drei Playoff-Duellen gegen die Lions macht er seinem Team keinen Vorwurf. „Wir gaben alles. Sie haben gekämpft, perfekt. Wir müssen ehrlich sein: Es könnte auch 2:1 für uns stehen. Wir müssen nicht so tun, als wenn wir nun die grössten Hornochsen auf der Alpennordseite sind. Den ersten Match zu Hause können wir gewinnen. Und am Dienstag hätten wir den Sieg verdient gehabt. Eine Weile lang haben wir gedrückt und gedrückt und gedrückt. Aber man muss sagen, dass der ZSC hervorragend spielt. Zürich spielt clever. Die haben hinten gut zugemacht und vorne haben sie darauf gewartet, dass mal einer einen Fehler macht. Ich kann auch verlieren, null Problem.“
Von Pech – am Dienstag traf der HCD nicht weniger als dreimal das Torgehäuse, das letzte Mal wenige Sekunden vor Schluss – wollte Del Curto nichts wissen. „Wenn du ‚Pfupf‘ hast, kannst du das Pech wettmachen. Dann geht einer von denen rein. Dann wird anders geschossen. Dann gibt es eine Chance mehr. Pech gibt es nicht. Es gibt auch kein Glück. Es gibt nur Sieger und Verlierer. Und wir haben verloren.“
Auf die Frage eines Radioreporters, was man jetzt noch machen könne, antwortete Del Curto: „Dem lieben Gott sagen, dass Del Curto nun auch Gott ist. Natürlich versuchen wir, den Match zu gewinnen. Wir werden kämpfen. Aber wir laufen auf dem Zahnfleisch und das bleibt so bis am Donnerstag.“
Dass Del Curto seine Equipe schon abgeschrieben hat, will man ihm trotz der Vehemenz seiner Worte nicht richtig glauben. Denn er ist ein Meister des Understatements. Zudem kann eine gute Aktion, vieles ändern. Heute wissen wir mehr.