Erneut hat ein internationaler Pharmakonzern in einem Patentstreit in Indien den Kürzeren gezogen. Das zuständige Gericht zum Schutz geistigen Eigentums entzog dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) den Patenschutz für das Brustkrebs-Medikament Tykerb.
Fresenius Kabi Oncology, die indische Tochter des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius, hatte das Patent zuvor angezweifelt. Das indische Gericht folgte nun am Donnerstag der Ansicht, dass es sich nicht um ein innovatives Präparat handle.
GSK kann nun Berufung bei Indiens Obersten Gerichtshof einlegen. Die Chancen dürften allerdings gering sein, denn dieser hatte erst im April in einer Art Grundsatzentscheidung dem Basler Pharmakonzern Novartis den Patentschutz für das Krebsmittel Glivec versagt. Das Präparat sei keine «Neuheit» im Sinne der indischen Patentgesetze, sondern die «Neufassung» eines bereits bekannten Moleküls, hatte es zur Begründung geheissen.
Das Urteil gegen GSK ist ein harter Schlag für den britischen Konzern, der bereits den Preis für Tykerb um ein Drittel gesenkt hatte, um es in aufstrebenden Märkten erschwinglicher zu machen.
Indien ist mit seiner Milliardenbevölkerung und der stark wachsenden Nachfrage nach Medizinprodukten interessant für westliche Konzerne. Doch Patente auf Arzneien sind schwer zu bekommen.
40 Prozent der 1,2 Milliarden Einwohner verdienen weniger als einen Euro am Tag und können sich daher teure westliche Originalpräparate nicht leisten. Sie sind auf günstige Nachahmerprodukte angewiesen. Im vergangenen Jahr hatte das Patentgericht auch schon den Schutz für Medikamente von Roche, Pfizer und Merck & Co versagt.