Obwohl deutlich mehr Menschen an Universitäten studieren und das Gymnasium absolvieren als früher, stagnieren die Stipendienbeiträge. Im vergangenen Jahre zahlten die Kantone 318 Millionen Franken aus. Gesunken ist auch die Zahl der Bezügerinnen und Bezüger.
Im vergangenen Jahr haben 47’576 Personen ein Stipendium bezogen oder ein Darlehen erhalten. Es sind fast ausnahmslos Personen, die an einer Uni, einem Gymnasium oder in einer anderen Institution eine nachobligatorische Ausbildung absolvieren. Dies geht aus der am Montag veröffentlichten Stipendienstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.
Damit erhalten 7,8 Prozent der rund 630’000 Personen in einer nachobligatorischen Ausbildung ein Stipendium oder ein Ausbildungsdarlehen. Das ist der geringste Anteil an allen Lernenden auf dieser Stufe seit 1990.
Im Vorjahr hatten die Kantone rund 47’500 Personen unterstützt und dafür 326 Millionen Franken ausgegeben, wobei erst rund 590’000 Personen auf nachobligatorischer Stufe eine Ausbildung absolvierten. Der Bund verteilt pro Jahr jeweils rund 25 Millionen Franken nach der Bevölkerungsgrösse auf die Kantone.
In den vergangenen 30 Jahren blieb der Gesamtbetrag für Stipendien ungefähr konstant, mit Inflation sank er sogar. Dagegen nahm die Anzahl Personen in Ausbildung um rund 30 Prozent zu.
Rund 6500 Franken pro Person
Im Durchschnitt belief sich ein Stipendium 2012 auf 6482 Franken im Jahr. Rund 1000 Personen wurden ausschliesslich mit einem Darlehen unterstützt und rund 2200 Personen erhielten ein Stipendium und ein Darlehen. Die Kantone bezahlten ein Stipendium im Schnitt für zwei Semester.
Die Durchschnittswerte täuschen aber darüber hinweg, dass die Situation je nach Kanton stark verschieden ist – die Hoheit im Stipendienwesen liegt traditionell bei den Kantonen. Laut den jüngsten BFS-Zahlen variierten die jährlichen Unterstützungsbeiträge zwischen 3955 (Neuenburg) und 9148 Franken (Waadt) pro Person.
Regionale Tendenzen bezüglich Stipendienhöhe stellte das BFS jedoch nicht fest. Allerdings erhalten in den lateinischen Kantone sowie in Graubünden und den beiden Basel eher mehr Personen im Vergleich zur Bevölkerungsgrösse eine Unterstützung als im Rest der Schweiz.
Mehr als jeder fünfte Student bezog in den Kantonen Graubünden, Wallis, Appenzell Innerrhoden und Jura ein Stipendium. Dagegen war es in Zürich und Zug nur jeder zwanzigste.
Reichere Kantone sind nicht spendabler
Die Kantone lassen sich das Stipendienwesen auch ganz unterschiedlich viel kosten. Pro Kopf gab der Kanton Glarus 16 Franken für Stipendien aus. Der Jura warf dafür hingegen 80 Franken auf. Der schweizweite Durchschnitt lag bei 38 Franken.
Keine Rolle für die Höhe der Stipendienausgaben spielt es, ob ein Kanton reich oder arm ist. Das BFS fand keine Zusammenhang zwischen der Ausgabenhöhe und der Finanzkraft. Keinen Einfluss hat auch, ob ein Kanton eine Universität betreibt oder nicht.
Die grossen kantonalen Unterschiede gaben auch den Anstoss zur Stipendieninitiative, mit der der Verband der Schweizer Studierendenschaften das Stipendienwesen in die Hände des Bundes legen und den Umfang ausbauen will. Der Bundesrat zeigt sich mit einem Gegenvorschlag bereit, eine geringfügige Angleichung unter den Kantonen vorzuschreiben.
Die Kantone selbst schufen ein Harmonisierungskonkordat, das Grundsätze und Mindeststandards festlegt. Bis heute sind dem Abkommen 13 Kantone beigetreten. Diese haben bis 2018 Zeit, ihr Recht anzupassen. Die Stipendieninitiative dürfte in der zweiten Hälfte 2014 oder 2015 zur Abstimmung kommen.