In der Bergbaubranche ist der Versuch gescheitert, einen neuen Weltmarktführer zu schaffen. Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto lehnte eine Fusionsofferte des Schweizer Rohstoffriesen Glencore ab.
Beide Konzerne zusammen würden an der Börse rund 160 Milliarden Dollar auf die Waage bringen. Rio Tinto teilte in Melbourne mit, der kleinere Rivale Glencore habe im Juli Kontakt aufgenommen, um eine mögliche Fusion auszuloten. Bereits im August habe man die Offerte zurückgewiesen.
Seitdem habe es keinen weiteren Kontakt gegeben. «Die Rio-Tinto-Führung kam nach Beratungen mit Juristen und Finanzberatern einmütig zu dem Ergebnis, dass ein Zusammenschluss nicht im besten Interesse der Rio-Tinto-Aktionäre wäre», erklärte das Unternehmen in einer Stellungnahme an die australische Börse.
Die Darstellung von Rio Tinto deckt sich mit jener, die Glencore einige Stunden später verbreiten liess. Mit einer informellen telefonischen Anfrage habe man ausloten wollen, ob bei Rio Tinto allenfalls Interesse an Abklärungen über eine mögliche Fusion der beiden Unternehmen bestände, so Glencore.
Derzeit hat der Rohstoffriese mit Sitz in Baar nach eigenen Angaben aber keine Pläne mehr bezüglich einer Fusion mit oder einer Übernahme von Rio Tinto. Mit ihren Stellungnahmen reagierten Rio Tinto und Glencore auf Medienberichte, in denen über eine bevorstehende Fusion der beiden Konzerne spekuliert wurde.
Grenzenlose Ambitionen
Der in Baar ZG ansässige Rohstoffriese Glencore ist für seine Übernahmefreudigkeit bekannt. Branchenkenner verweisen darauf, dass Eisenerz perfekt in die Produktpalette passen würde. Das Unternehmen ist bereits bei Kupfer, Nickel, Zink und Kohle stark aufgestellt. Im vergangenen Jahr hatte es Xstrata geschluckt und damit die grösste Übernahme in der Branchengeschichte gestemmt.
Die im März vorgelegte erste Jahresbilanz von Glencore Xstrata wies einen bereinigten operativen Gewinn von (EBITDA) von 13,1 Mrd. Dollar aus und übertraf die Analystenprognosen um Längen.
«Ivan kennt keine Grenzen in seinen Ambitionen», sagte ein Bankenvertreter der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf die Zukaufsstrategie von Glencore-Chef Ivan Glasenberg. Glencore hatte sich 2011 an der Börse kotieren lassen, um mehr Zukäufe realisieren zu können.
Auf Sparkurs
Rio Tinto hatte sich dagegen nach Verlusten wegen Fehleinkäufen in Milliardenhöhe einen Sparkurs verordnet, der zuletzt Früchte trug. Im August meldete der Konzern einen bereinigten Halbjahresgewinn von 5,1 Milliarden Dollar, was einer Gewinnsteigerung von 21 Prozent gleichkam.
Eine feindliche Übernahme durch Glencore muss Rio Tinto nach Ansicht eines seiner grössten Aktionäre in Australien jedoch nicht befürchten: «Das wäre wohl doch ein grosser Bissen», sagte Manager Jason Beddow von Argo Investments.
Der Vorstoss von Glencore weckt Erinnerungen an den fehlgeschlagenen Versuch des Branchenführers BHP Billiton aus dem Jahr 2008, Rio Tinto zu schlucken.