Glimpfliche Strafe für Mord an russischem Journalisten

Der ehemalige Vize-Bürgermeister einer russischen Kleinstadt bleibt trotz der Ermordung eines Journalisten auf freiem Fuss. Das geht aus dem Urteil des zuständigen Ermittlungsausschusses hervor.

Russische Zeitungen (Symbolbild) (Bild: sda)

Der ehemalige Vize-Bürgermeister einer russischen Kleinstadt bleibt trotz der Ermordung eines Journalisten auf freiem Fuss. Das geht aus dem Urteil des zuständigen Ermittlungsausschusses hervor.

Zwar habe Gennadi Jigarew den 74-jährigen Zeitungsreporter Alexander Chodsinski mit einem Messer getötet. Allerdings sei er dabei «in einem stark emotionalisierten Zustand» gewesen, urteilte der Ausschuss. Er berief sich dabei auf ein psychiatrisches Gutachten.

Jigarew soll nun während der nächsten 22 Monate staatlich überwacht werden. Menschenrechtsaktivisten kritisierten, dass dem langjährigen Vize-Bürgermeister der sibirischen Stadt Tulun aus politischen Gründen eine Gefängnisstrafe erspart worden sei.

Die Darstellung, wonach der 57-Jährige Jigarew ein «schlechtes Verhältnis» zu Chodsinski gehabt habe, bezeichnete der regionale Menschenrechtsbeauftragte Waleri Lukin als stark untertrieben: Das Verbrechen stehe zweifellos in Zusammenhang mit den geschäftlichen Interessen Jigarews, der inzwischen als Unternehmer tätig ist.

«Der Mörder und mehrere Vertraute aus seinem Umfeld sind mehrfach in belastenden Artikeln von Herrn Chodsinski aufgetaucht», erklärte Lukin. Nach Ansicht Lukins untergräbt das Urteil gegen Jigarew «wie zuvor schon ähnliche Entscheidungen das Vertrauen in die Justiz, aber auch in die gesamte Staatsmacht».

Im weltweiten Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen belegte Russland 2013 Rang 148 von 179 bewerteten Staaten. Immer wieder kommt es zu Morden an Journalisten, die nie oder nur unvollständig aufgeklärt werden.

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