Die vom Kunstkredit Basel-Stadt in Auftrag gegebene öffentliche Kunstintervention «Wiesentransform» von Reto Leibundgut ist bei Hunden und Hüdelern beliebt und bringt Jogger nur unwesentlich vom Weg ab.
Ein frühherbstlicher Spätnachmittag am Ufer der Wiese in den Langen Erlen. Die untergehende Sonne taucht die Bäume und Sträucher, die das Flussbett säumen, in ein zauberhaftes Licht. An beiden Seiten des Flusses ziehen die Jogger und Hündeler – man hat das Gefühl, dass die Welt hier am Wiese-Ufer nur aus Jogger und Hündeler besteht – ihre Feierabendrunden. So wie sie es immer tun, wenn sich das Wetter nicht allzu garstig präsentiert. Über eine der unzähligen Eisenbahnbrücke rollt erstaunlich geräuscharm ein ICE-Zug der Deutschen Bahn. Über allem aber liegt das Rauschen der Wiese, regelmässig unterbrochen vom Hundegebell.
Durch dieses stark frequentierte Naherholungsgebiet, wir befinden uns auf der Höhe des Restaurants Lange Erlen, also dort wo der urbane Raum mit seinen zahlreichen Brücken in unbebautes Landschaftsgebiet übergeht, zieht sich seit einigen Wochen ein schmales gepflästertes Band ein kurzes Stück des Flusses entlang. 56 Meter sind es, die mit sanften Abweichungen von der Geraden den Verlauf des Trampelpfades durch die schmale Wiese neben der Wiese aufnehmen und quasi veredeln. Das rund einen halben Meter breite Stück Weg besteht aus unzähligen Katzenkopf-Pflastersteinen, in die mit kleineren Flusskieseln ein erst auf den zweiten, genaueren Blick ein Schriftzug erkennbar wird: «Die Welt mit all ihren Wundern ist nichts – Du wirst glücklich und still».
Kunst im öffentlichen Raum
Das ist irgendwie kontemplativ. Und es ist Kunst. Eine Kunstintervention im öffentlichen Raum, Teil des Wettbewerbs Kunst im öffentlichen Raum, den der Kunstkredit Basel-Stadt im vergangenen Jahr ausgeschrieben hat. Das Werk bzw. die Intervention heisst «Wiesentransform» und stammt vom in Basel und Thun lebenden Künstler Reto Leibundgut. Der Künstler hat einen sehr sanften, einen ästhetisch ansprechenden und einladenden Eingriff in die Natur unternommen. Sein Wegstück schafft eine leise Irritation und ist nicht darauf angelegt, die Umgebung zu konterkarieren. Weder von der Form noch von den Materialien her gesehen. Für sein Werk hat er Flusskiesel verwendet, der auch aus der Wiese selbst stammen könnte (die er aber dem Flussbett nicht in dieser Menge entnehmen durfte, wie er sagt). Und sein Weg durchkreuzt nicht den bestehenden Trampelpfad, sondern nimmt dessen Verlauf auf.
Reto Leibundgut ist auch ein fleissiger Kunstarbeiter. Gut zwei Wochen sei er zusammen mit vier bis fünf Helfern an der Arbeit gewesen, sagt er. Rund achteinhalb Tonnen Material wurde säuberlichst in das vorgefertigte Sandbett verlegt. Als er zu Beginn der Umsetzung mit Schaufel und Pickeln begonnen habe, den Untergrund freizulegen, habe dies die Landschaftsparknutzer schon irritiert, sagt er. «Was machen Sie denn da? Dürfen Sie das überhaupt», habe man ihm zugerufen. «Doch als wir damit begannen, die Steine zu verlegen, wurde unsere Arbeit und Anwesenheit akzeptiert», erzählt Leibundgut.
Die Hunde mögen den Weg
Etwas überrascht hat Leibundgut die Tatsache, dass viele Hunde, die ja an die Wiese geführt werden, damit sie sich in der Natur austoben können, den Weg offensichtlich sehr mögen und ihn auch nutzen. Die Jogger wiederum sehen sich gezwungen, für rund 50 Meter leicht vom Trampelpfad abzuweichen. Also kommen sich Hunde und Jogger hier ein kleines Stückchen weit für einmal nicht in die Quere.
Das Kunstwegstück bleibt erst einmal für ein Jahr stehen. So ist es zumindest vorgesehen. Und in diesem Jahr hat Reto Leibundgut auch die Aufgabe, sein Werk zu unterhalten bzw. dafür zu sorgen, dass die Natur den Weg nicht gänzlich überwuchert und zum überdeckten Stolpersteinband werden lässt.