Für den Leichtgewichts-Vierer mit Mario Gyr, Simon Niepmann, Simon Schürch und Lucas Tramèr geht mit dem Titel als Team des Jahres ein grandioses Jahr zu Ende. Aber wie sieht die Zukunft aus?
Eine Gemeinsamkeit gibt es schon einmal, hat sich doch keiner bezüglich seiner Zukunft definitiv festgelegt. Sicher ist aber, dass es zumindest im nächsten Jahr keinen Leichtgewichts-Vierer in dieser Besetzung geben wird. Tramèr bestreitet im nächsten Jahr keine internationalen Wettkämpfe, er widmet sich voll seinem Medizinstudium.
«Von mir aus gesehen ist das Jahr nach den Olympischen Spielen immer ein Übergangsjahr», sagte der 27-Jährige, der derzeit eine Knieverletzung auskuriert und überhaupt nicht rudert. «Für mich gehört es zu einer Karriereplanung, dass man weiss, wann man wieder einmal eine Pause einlegt. Das ist nun der Fall.» Bezüglich seiner Zukunft fühlt sich Tramèr nicht im Stress. Klar ist aber, dass er keine Lust hat, mit 35 oder 40 Jahren Assistenzarzt zu sein.
Gyr wird sich frühestens im Mai entscheiden, wie es mit ihm weitergeht. Bis dahin ist der 31-Jährige genügend gefordert, da er das Anwaltspatent macht. Zu einer möglichen Fortsetzung der Karriere sagte er: «Es ist ganz einfach: Wenn du motiviert bist und Freude hast, dann mach es, sonst nicht. Unser Anspruch ist Gold, und dann muss es auch in Zukunft Gold sein. Dafür muss man mit der nötigen Konsequenz trainieren und bereit sein, auf vieles zu verzichten.» Ist er ein Kopf- oder ein Bauchmensch? «Ich bin schon ein Bauchmensch, und das macht mir auch immer Bauchweh», witzelte Gyr, der immer noch einmal pro Tag im Boot sitzt.
Auch Schürch ist in seinem Wirtschaftsstudium bis am 19. Januar noch stark gefordert, dann stehen die letzten Prüfungen auf dem Programm. Danach würde er wieder voll mit dem Training einsteigen, sollte er sich entschliessen, an der Ende September beginnenden WM in Sarasota im Bundesstaat Florida teilzunehmen.
Vor den Olympischen Spielen war sich der 26-Jährige ziemlich sicher gewesen, dass er aufhören würde, nun ist er hin- und hergerissen. «Der Erfolg bleibt, aber die Schmerzen vergisst du relativ schnell. Das ist einfach so», erklärte Schürch. «Ich habe es mir definitiv einfacher vorgestellt.» Eine interessante Option ist für ihn, ein Team mit seinem Bruder Joel zu bilden. Dieser gewann Ende August zusammen mit Fiorin Rüedi im leichten Zweier ohne Steuermann den U23-Weltmeistertitel. «Das ist sicher etwas, das im Raum steht. Wer kann im Sport schon etwas mit seinem Bruder erreichen?», sagte Simon Schürch.
Simon Niepmann kann es sich ebenfalls vorstellen weiterzumachen. Zumindest hat er sich im Internet über den neuen Trainer, den Engländer Robin Dowell, informiert. «Ich bin sehr positiv gestimmt. Er ist ein junger Trainer (34), der etwas aufbauen will. Diesbezüglich habe ich das Gefühl, dass er in der Schweiz am richtigen Ort ist», sagte Niepmann und fuhr fort: «Es ist sicher nicht undenkbar, dass ich auch mal mit diesem Trainer zu tun haben werde. Ich bin aber noch nicht hundertprozentig sicher. Dementsprechend will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.»
Wie stark hängt der Entscheid davon ab, ob der Leichtgewichts-Vierer im olympischen Programm bleibt? «Das ist ein kleiner Prozentteil in der ganzen Überlegung. Grundsätzlich geht es darum, ob ich mich nochmals motivieren kann, den enormen Aufwand zu betreiben», so der 31-Jährige.