Wintersportgebiete sollen wie ein Golfclub geführt werden: Das schlägt das Wirtschaftsforum Graubünden vor. Einheimische und Ferienwohnungsbesitzer sollen mit einer jährlichen Pauschale den Betrieb finanzieren – primär für die eigene Nutzung.
Wie die Mitglieder in einem Golfclub sollen Erst- und Zweitwohnungshaushalte in den Standortgemeinden von Wintersportgebieten für das Angebot selber aufkommen und die Kosten der Bergbahnen übernehmen, so die Idee des Wirtschaftsforums, der Denkfabrik der Bündner Wirtschaft.
Im Gegenzug können sie das Skigebiet gratis benutzen und gemeinsam darüber bestimmen, wie Peder Plaz, Geschäftsführer des Wirtschaftsforums, am Mittwoch in Chur ausführte. Zudem sollen auch Hotelgäste gratis Skifahren können, Tagesgäste zumindest stark verbilligt.
1000 bis 2000 Franken pro Haushalt
Plaz versteht den Vorschlag als Defensiv- oder Notfallstrategie. Das Club-Modell sei eine Alternative zur Schliessung. Die Idee ziele ab auf «Zweitklass-Destinationen» mit wenigen Hotels, wenigen vermietbaren Ferienwohnungen und nicht wettbewerbsfähigen Bergbahnen.
Voraussetzung sei zudem ein hoher Zweitwohnungsanteil von mindestens 70 Prozent. «Sonst wird das für Einheimische zu teuer», sagte der Wirtschaftsforum-Chef. Sind die Parameter hingegen erfüllt, rechnet er mit jährlichen Kosten von 1000 bis 2000 Franken pro Haushalt.
Ausstieg mit Chancen zum Wiedereinstieg
Mit dem Club-Modell steige ein Wintersportgebiet zwar aus dem wirtschaftlichen Wettbewerb aus, räumte Plaz ein. Es sei aber ein «Ausstieg mit Chancen zum Wiedereinstieg». Wenn der Bestand eines Skigebietes gesichert und seine Benutzung für alle gratis sei, könne das durchaus wieder Investoren anlocken, die neue Hotels erstellten.
Teile der Clubidee werden laut Plaz an vielen Orten bereits praktiziert. Etwa dann, wenn Gemeinden Jahr für Jahr Defizite der Bahnen deckten. Oder wenn die öffentliche Hand für Teile der Infrastruktur aufkomme – wie etwa in Flims-Laax für die Beschneiungsanlagen.
Für Investitionen fehlt das Geld
Hintergrund des Vorschlages ist die prekäre Situation vieler kleiner und mittlerer Wintersportgebiete in Graubünden: Sie können zwar den Betrieb finanzieren, aber keine Investitionen tätigen. Für den Ersatz älterer Bergbahnen fehlt das Geld. Ohne finanzielle Hilfe durch die Standortgemeinden droht ihnen das Aus.
Bereits getroffen hat es San Bernardino. Die Skilifte im Wintersportort stehen seit 2012 still, weil Gelder für deren Sanierung fehlen.
Der Grund für die Schieflage vieler Bergbahnen ist der Rückgang an verkauften Tickets. Dieser geht laut Plaz einerseits auf den Rückgang von Hotelbetten – Stichwort «Hotelsterben» – zurück, andererseits auf den starken Franken. Gemessen an den heutigen Gästefrequenzen sind die serbelnden Skigebiete schlichtweg zu gross.