Google hat bei Street-View absichtlich WLAN-Daten aufgezeichnet

Das Aufzeichnen von WLAN-Informationen durch Googles Street-View-Autos hatte 2010 für einen Aufschrei in Europa und den USA gesorgt. Jetzt geht aus US-Ermittlungen erstmals hervor, dass ein Mitarbeiter die Software mit Absicht so programmiert haben soll.

Ein Google-Auto unterwegs in Lausanne (Archiv) (Bild: sda)

Das Aufzeichnen von WLAN-Informationen durch Googles Street-View-Autos hatte 2010 für einen Aufschrei in Europa und den USA gesorgt. Jetzt geht aus US-Ermittlungen erstmals hervor, dass ein Mitarbeiter die Software mit Absicht so programmiert haben soll.

Er habe gedacht, dass mit Hilfe von Informationen wie zum Beispiel Suchanfragen möglicherweise die Internet-Suche verbessert werden könne, geht aus dem am Wochenende von Google offengelegten Bericht der amerikanischen Telekom-Behörde FCC hervor. Bisher ging man davon aus, dass die Daten durch einen Fehler im Software-Code abgegriffen wurden.

Die Kameraautos, die Aufnahmen für den Google-Strassenatlas Street View machten, registrierten auch die Position von WLAN-Stationen, um später den Google-Anwendern eine genauere Ortung zu ermöglichen. Dabei fing die Software von 2008 bis 2010 auch unverschlüsselte Informationen aus diesen Netzen selbst ab.

Offenbar kein Versehen

Der Suchmaschinen-Riese Google sprach zunächst von einem Versehen, bei dem nur Datensplitter gespeichert worden seien. Bei einer ausführlichen Prüfung wurden aber teilweise auch E-Mails und andere Inhalte in den gespeicherten Daten gefunden.

Nach Erkenntnissen der FCC (Federal Communications Commission) soll der Software-Entwickler sich auch mindestens einmal gesammelte Daten angesehen haben, um nach oft besuchten Websites Ausschau zu halten. Erst als ihm ein Mitarbeiter des Suchmaschinen-Bereichs gesagt habe, solche Informationen hätten für Google keinen Wert, habe er die Idee aufgegeben.

Interne Kontrolle in Frage gestellt

Der Bericht wirft vor allem die Frage auf, wie es passieren konnte, dass ein einzelner Mitarbeiter unbehelligt seine streitbare Idee umsetzte, ohne dass irgendwo im Konzern die Alarmglocken läuteten. Der Software-Entwickler soll demnach zwei weiteren Mitarbeitern – darunter auch einem Verantwortlichen – von seinem Plan berichtet haben.

Der betroffene Software-Entwickler selbst verweigerte eine Aussage in der FCC-Untersuchung, um sich nicht zu belasten. Er gehörte dem Bericht zufolge nicht zum Street-View-Team, sonder arbeitete nur nebenbei daran mit. Jeder habe die Software verändern können, ohne Rechenschaft darüber abzulegen, hiess es.

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