SBB-Chef Andreas Meyer und BAV-Direktor Peter Füglistaler haben sich am Bahnhof in Lugano glücklich über die gelungene Inbetriebnahme des Jahrhundertwerks Gotthard-Basistunnel gezeigt. In den Reden flammte auch der Gotthard-Mythos wieder auf.
Im Juni wurde der Basistunnel feierlich eröffnet, am Sonntag ist die Inbetriebnahme ebenfalls geglückt. Am Bahnhof in Lugano eröffnete SBB-Chef Andreas Meyer den Festreigen. Es habe Generationen und das ganze Schweizer Volk gebraucht, um die neue Gotthard-Linie heute so in Betrieb zu nehmen, sagte Meyer.
Für ihn sei es ein tolles Gefühl, sagen zu können: Wir haben aus dem Gotthard ein Symbol an Präzision und Zuverlässigkeit für die Schweiz gemacht. An Italien gerichtet fügte er an: An der Pünktlichkeit auf der Linie in Richtung Mailand müsse dagegen noch gearbeitet werden.
Auf der Nord-Süd-Achse sei die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels erst ein wichtiger Zwischenschritt. Nicht nur der Ceneri-Basistunnel warte noch auf seine Fertigstellung. Es gebe einen «Riesen-Umbau» beim Güterverkehr. Schon am Dienstag werde es mit dem neuen Fahrplan einen ersten «Stress-Test» für den Cargo-Transport geben.
In der Feierlaune unterlief Meyer ein kleiner Fauxpas, der im Tessin für Lacher sorgte: Er bezeichnete den Stadtpräsidenten Luganos Marco Borradori (Lega) versehentlich als «Sindaco» von Bellinzona. Dort ist aber der SP-Mann Mario Branda am Ruder.
Appell an Nachbarländer
25 Jahre nach der ersten Abstimmung sei der Gotthard-Basistunnel nun endlich in Betrieb genommen, freute sich auch der Direktor des Bundesamtes für Verkehr (BAV), Peter Füglistaler. Der Basistunnel sei ein technisches Wunder – das Bauwerk stehe stellvertretend für die erfolgreiche Verkehrspolitik der Schweiz, bei der die Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene jährlich an Bedeutung gewinne.
Gerade bei den Zufahrtsstrecken zur NEAT gebe es nun aber noch viel zu tun. «Wir erinnern uns an die Worte von Angela Merkel anlässlich der Eröffnungsfeier im Juni», sagte Füglistaler in Hinblick auf den deutschen Nachholbedarf. Auch in Italien müsse noch gearbeitet werden.
Gotthard als Fundament
Ein wenig pathetisch und zugleich geschichtsbewusst zeigte sich der Urner Landammann Beat Jörg. In anderen Ecken der Welt seien Bergketten Grenzen zwischen Sprachen und Kulturen – am Gotthard sei das anders. Er sei immer als Pass verstanden worden, als ein Verbindungsweg. Die Bauwerke am Gotthard sollten genauso betrachtet werden wie griechische Tempel oder römische Aquädukte, so Jörg. «Der Gotthard ist der Fels, auf dem unser Land ruht», sagte der Landammann.
«Das Tessin ist nun wirklich näher am Rest der Schweiz», sagte Jörgs Tessiner Regierungskollege Paolo Beltraminelli. Als Tessiner müsse er dem Schweizer Volk danken, dass es mit dem Gotthard-Basistunnel ein Bauwerk ermöglicht habe, das ein neues Verkehrskapitel für seinen Kanton eröffnen werde.