Verkehrsministerin Doris Leuthard hat am Freitag Vertreter der Kantone Tessin, Uri, Graubünden und Wallis zu einem Gespräch über die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels getroffen. Die Meinungen bleiben geteilt.
Die Vertreter des Kantons Tessins bekräftigten nach dem Gespräch vor den Medien, dass sich der Kanton eine zweite Röhre wünscht. Dies sei auch aus Sicht der Kantone Wallis und Graubünden die beste Lösung, sagten Vertreter der Tessiner Kantonsregierung.
Der Kanton Uri teilte seinerseits mit, die Urner Vertreter hätten sich dem Volksentscheid gemäss gegen eine zweite Röhre eingesetzt. Uri möchte, dass die Bauarbeiten auf die Wintermonate beschränkt werden.
Keine Verladestationen
Einig sind sich der Kanton Uri und der Kanton Tessin aber in einem anderen Punkt: Beide wehren sich gegen die Idee des Bundes, während der dreijährigen Sanierung des Gotthardtunnels eine „Rollende Landstrasse“ mit Verladestationen auf ihrem Kantonsgebiet einzurichten.
Das Verkehrsdepartement (UVEK) hält dazu fest, dass ein Kurzverlad des Lastwagenverkehrs zwischen Rynächt UR und Biasca TI technisch machbar, aber auch kostspielig wäre.
Das Geld, das die Einrichtung einer „Rollenden Landstrasse“ koste, solle besser in etwas Definitives investiert werden, befand Regierungsrat Marco Borradori. Der Kanton Tessin befürchtet zudem, dass es nicht bei einem Provisorium für drei Jahren bleibt. Er fordert deshalb, die „Rollende Landstrasse“ bis an die Landesgrenzen zu planen.
Biasca überrascht
Zur Wehr setzt sich insbesondere die Gemeinde Biasca TI, auf deren Territorium der Container-Terminal zu stehen käme. Im Hinblick auf das Treffen am Freitag hatte Gemeindepräsident Jean-François Dominé dem Kanton einen Brief geschrieben.
In diesem drückte er seine Überraschung aus: Er sei bisher vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) nicht kontaktiert worden, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Für die Zone, die vom ASTRA in einem Bericht als Standort für ein mögliches Umlade-Terminal vorgesehen sei, habe Biasca längst eigene Industrieprojekte.
Ein Container-Terminal würde dem 6000-Seelen-Ort ein untragbares Verkehrsaufkommen bescheren. Rund 2000 LKWs am Tag, die rein- und rauskurvten, könne das Strassennetz gar nicht verkraften, sagte Dominé. „Es hiess immer, der Gotthard-Basistunnel würde uns vom LKW-Verkehr befreien. Im Moment droht genau das Gegenteil.“