Die Entscheidung über den künftigen Gouverneur für Indonesiens Hauptstadt Jakarta fällt gemäss ersten Prognosen vom (heutigen) Mittwoch vermutlich erst in einer Stichwahl. Die Gouverneurswahl gilt als Stimmungstest, wie das riesige Land mit Minderheiten umgeht.
Nach dem ersten Wahlgang lag Amtsinhaber Basuki Thahaja Purnama, ein Christ mit chinesischen Wurzeln, Prognosen zufolge zwar vorn. Die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent verfehlte er aber deutlich. Damit käme es am 19. April zu einer Stichwahl zwischen Purnama und dem ehemaligen Erziehungsminister Anies Baswedan, einem Muslim.
Purnama ist in dem südostasiatischen Vielvölkerstaat eine grosse Ausnahme. Indonesien ist das bevölkerungsreichste islamisch geprägte Land der Welt. Von den mehr als 250 Millionen Einwohnern sind fast 90 Prozent Muslime. Bislang haben islamische Parteien jedoch nie Mehrheiten im nationalen Parlament hinter sich bringen können.
Nach den ersten Prognosen kam Purnama auf etwa 42 Prozent. Auf Platz zwei lag Baswedan mit etwa 39 Prozent. Der dritte Kandidat Agus Yudhoyono, Sohn eines früheren Präsidenten, erreichte nur 17 Prozent. Das amtliche Endergebnis wird erst gegen Ende des Monats erwartet.
Die Wahl ist auch deshalb interessant, weil sich Purnama derzeit wegen angeblich islamfeindlicher Äusserungen vor Gericht verantworten muss. Ihm wird vorgeworfen, im Wahlkampf den Koran beleidigt zu haben. Im November und Dezember gingen insgesamt mehr als 400’000 Muslime gegen ihn auf die Strassen.