GPK: Führung schuld an Krise bei Basler Sanität – Handlungsbedarf

Die überforderte Leitung sei Ursache für die Krise bei der baselstädtischen Sanität , stellt die Geschäftsprüfungskommission (GPK) in einem am Donnerstag publizierten Bericht fest. Die GPK fordert dringend «personelle Massnahmen in der Leitung von Sanität und Rettung».

Sollen die Basler Rettungsdienste in Zukunft ihre Notrufzentrale mit dem Kantonsspital Baselland teilen? Diese Frage soll nächstes Jahr mit einem Pilotversuch geklärt werden.

(Bild: MARKUS STUECKLIN)

Die überforderte Leitung sei Ursache für die Krise bei der baselstädtischen Sanität , stellt die Geschäftsprüfungskommission (GPK) in einem am Donnerstag publizierten Bericht fest. Die GPK fordert dringend «personelle Massnahmen in der Leitung von Sanität und Rettung».

Seit Jahren anhaltende Querelen in der Basler Sanität waren Anfang 2012 wegen Protestaktionen gegen ein neues Arbeitszeitreglement für Sanität und Feuerwehr publik geworden. Weil die Kritik in der Folge nicht abebbte, setzte die GPK des Grossen Rates im März 2013 eine Subkommission ein, um dem Problem auf den Grund zu gehen.

Nach 19 Sitzungen der Subkommission und diversen Anhörungen von der Departementsleitung bis zur Sanitäts-Basis hat die GPK am 8. Juli ihren dringlichen Bericht einstimmig verabschiedet. Zuhanden des Departementsvorstehers Baschi Dürr stellt sie «dringenden Handlungsbedarf» fest.

Miese Noten für die Chefs

Die GPK-Subkommission stellt «auf Führungsebene» eine «Unfähigkeit» fest, in der im Alltag immer wieder mit Extremsituationen konfrontierten Sanität ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und der Wertschätzung zu schaffen. In der Sanitätsleitung bestehe «grundsätzliche Überforderung», unter der auch Kommunikation und Führungsstil litten.

Im Arbeitsalltag zeichne sich nun eine «Verschärfung und Eskalation» ab, hiess es weiter. Die Sanität ist überdies laut Bericht seit Jahren personell unterdotiert, was viele Überstunden und eine Überbelastung der Angestellten an der Basis zur Folge habe. Die angekündigte Personalaufstockung löse dieses Problem nicht.

Die Subkommission bilanziert ein «akutes Problem», das «umgehend angegangen werden muss», um «weiteren Schaden bei der Sanität abzuwenden» – sie sieht heute auch deren Attraktivität als Arbeitgeber in Gefahr. Das Vertrauen des Personals sei nur noch mit raschen, konkreten Massnahmen wieder zu gewährleisten.

Subkommissionsleiter Thomas Strahm sprach von einem «Imageschaden» für die Sanität als Arbeitgeber. Subkommissionsmitglied Urs Müller wies auf einen altersbedingt anstehenden Generationenwechsel beim Sanitätskorps hin; neues Leute sind also zu rekrutieren.

Funktion im Fokus, nicht Verschulden

Der GPK-Bericht kann als implizite Rücktrittsforderung an den Abteilungsleiter Sanität, Hans Peter Altermatt und den Kommandaten Rettung, Oberst Dominik Walliser, gelesen werden. Die beiden werden jedoch nicht explizit genannt: Namen zu nennen sei nicht Usanz bei der GPK, erklärte deren Präsident Tobit Schäfer.

Aufgabe der GPK sei, Probleme zu benennen, sagte Schäfer; Entscheide zur Lösung stünden nicht ihr zu, sondern der Exekutive. Für Strahm muss die Departementsleitung dafür sorgen, dass die Sanität ihre Aufgabe optimal erfüllt – wie sie das tut, sei ihre Sache. Es gehe der GPK nicht um die Schuldfrage, sondern das Funktionieren.

Auch zu Organisatorischem mag sich die GPK nicht näher äussern. Strahm sprach sich bloss für eine flache Hierarchie aus, wie sie bereits besteht. Müller ortet indes ein Spannungsfeld in der Diskrepanz zwischen dem harten 24-Stunden-Betrieb der Sanitäter und dem Bürozeiten-Job derer Chefs.

Teambildungsprozess kontraproduktiv

Die GPK-Subkommission hat immerhin keine Anzeichen für Mobbing gefunden – was sich mit Erkenntnissen des Zentralen Personaldienstes des Kantons von 2012 decke. Die Leitung habe niemanden ausgrenzen wollen, sondern sei überfordert. Das Personal an der Sanitäts-Basis sei hochmotiviert und an konstruktiven Lösungen interessiert.

Die Subkommission teilt ferner die Meinung einer Personal-Mehrheit, man müsse einen 2012 zur Problemlösung gestarteten Personal- und Organisationsentwicklungsprozess abbrechen. Dieser könne Führungsschwächen sowie Defizite und Fehler nicht beheben; zudem sei er kontraproduktiv, weil er alle mitverantwortlich scheinen lasse.

In Basel-Stadt unterstehen die Blaulichtorganisationen Sanität und Feuerwehr dem Justiz- und Sicherheitsdepartement. Dessen Vorsteher ist seit Februar 2013 Baschi Dürr.

Die Subkommission hält fest, dass das Departement der Krise bei der Sanität 2012 «zu wenig ernst genommen» habe: Dieser Vorwurf geht an Dürrs Vorgänger und freisinnigen Parteikollegen Hanspeter Gass. Der neue Departementsleiter ist für Strahm eine Chance, dass jetzt etwas geschieht.

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