Nach fünf Jahren Stillstand kommt Leben in die Industriebrache in Domat/Ems GR, die nach dem Konkurs der Grosssägerei Mayr-Melnhof zurückblieb. Der Kanton erwarb die Baurechte und schafft eine grosse Industriezone. Ein Unternehmen steht schon in den Startlöchern.
Das Areal gilt als Schandfleck in der Bündner Wirtschaftsförderung. Der Kanton hatte 2007 die Ansiedlung der Grosssägerei grosszügig unterstützt und beim Konkurs 2010 über 23 Millionen Franken verloren. 130 Angestellte standen auf der Strasse.
2011 ersteigerte die Tiroler Pfeifer-Gruppe die Baurechte auf dem Gelände für zwei Millionen Franken und wollte ein redimensioniertes Sägewerk erstellen. Das scheiterte jahrelang am Holzpreis. Schliesslich verhängte Domat/Ems 2014 eine Planungszone über das 20 Hektaren grosse Grundstück, um eine Fehlentwicklung zu verhindern.
Mittlerweile hat der Kanton die Schlappe verdaut und richtet wieder mit grosser Kelle an in Domat/Ems. Nicht weniger als eine «hochstehende Industriezone von nationaler Bedeutung» soll im Churer Rheintal entstehen, wie die Kantonsregierung am Mittwoch mitteilte. Dazu kaufte der Kanton die Baurechte von Pfeifer für 10,8 Millionen Franken. Im Gegensatz zu Pfeifer muss er keine Baurechtszinsen zahlen.
Weiter will der Kanton mindestens zwölf Millionen Franken für die Neuerschliessung des Geländes investieren. Zurückfliessen an die öffentliche Hand – die Standortgemeinde und den Kanton – wird Geld in Form von Baurechtszinsen neu angesiedelter Unternehmen und aus Grundstücksverkäufen an Firmen.
Hamilton Plastics will 100 Arbeitsplätze schaffen
Ein erstes Unternehmen konnten Baudirektor Mario Cavigelli und Volkswirtschaftsdirektor Jon Domenic Parolini am Mittwoch bereits den Medien präsentieren.
Die Hamilton Plastics AG, eine in Gründung befindliche Tochterfirma der Medizinalgeräte-Herstellers Hamilton Bonaduz, will 25 Millionen Franken investieren und 100 Arbeitsplätze schaffen. Hergestellt werden gemäss Firmenchef Andreas Wieland High-Tech-Verbrauchsmaterialien für die Produkte der Mutterfirma.
Das Ziel des Kantons ist es, in den nächsten zehn Jahren weitere Firmen anzusiedeln und nochmals 200 Stellen schaffen. Die Regierung geht in diesem Zeitraum von einer Bruttowertschöpfung durch diese Unternehmen von 170 Millionen Franken aus und von Steuereinnahmen von 14 Millionen Franken.
Sägerei weiterhin eine Option
Nicht aufgeben will die Exekutive die Idee einer Sägerei, die das Holz der Bündner Wälder vor Ort verarbeitet. Darum wurde eine Fläche von acht Hektaren für ein Sägewerk reserviert.
Die Option darauf hat Pfeifer. Sollten sich die Rahmenbedingungen verbessern, kann der Holzverarbeiter in Domat/Ems doch noch aktiv werden. Im Gegenzug hat der Kanton das Recht, die reservierte Fläche anderen Unternehmen zur Verfügung zu stellen, sobald das übrige Areal voll belegt ist.
Damit alle Pläne umgesetzt werden können, braucht es die Zustimmung der politischen Gemeinde Domat/Ems und der Bürgergemeinde als Landbesitzerin. Die Chancen dafür stehen gut. Die Vorstände von Gemeinde und Bürgergemeinde setzten sich für das Vorhaben ein. Geht alles wie geplant über die Bühne, will Hamilton Plastics im Mai die Bagger auffahren lassen.
In ersten Stellungnahmen begrüssten BDP, CVP und SP die Pläne. Die SP etwa lobt das Vorgehen als «weitsichtig und volkswirtschaftlich richtig».