Graubünden sagt Nein zu Olympischen Winterspielen 2022

Der Traum von Olympischen Winterspielen in Graubünden im Jahr 2022 ist ausgeträumt: Die Bündner Stimmberechtigten verwarfen die Olympia-Pläne mit einem Nein-Anteil von fast 53 Prozent.

Warten auf das Abstimmungsergebnis in St. Moritz (Bild: sda)

Der Traum von Olympischen Winterspielen in Graubünden im Jahr 2022 ist ausgeträumt: Die Bündner Stimmberechtigten verwarfen die Olympia-Pläne mit einem Nein-Anteil von fast 53 Prozent.

41’758 Stimmberechtigte legten ein Nein zur Olympia-Kandidatur in die Urnen, 37’540 ein Ja. Die Stimmbeteiligung von 59,14 Prozent war die höchste der letzten Jahrzehnte bei einer kantonalen Vorlage.

Das Nein zu Olympia nach einer riesigen Propaganda-Schlacht der Befürworter erfolgte fast auf den Tag genau 33 Jahre nach der letzten Ablehnung Olympischer Winterspiele in Graubünden am 2. März 1980. Damals betrug der Nein-Anteil 77 Prozent.

Die schweizerisch-bündnerische Kandidatur wird nun nicht mehr weiterverfolgt. Das bedeutet, dass das Bundesparlament nicht über den Kandidaturkosten-Beitrag und die Defizitgarantie von einer Milliarde Franken befinden wird.

St. Moritz und Davos sagen Ja

Die kommunale Zustimmung zu den Kandidaturbeiträgen in den geplanten Olympia-Dörfern St. Moritz und Davos konnte die kantonal-bündnerische Olympia-Vorlage nicht retten. Für die Weiterbearbeitung der Kandidatur wären drei Ja in Graubünden nötig gewesen.

Regional ist das Stimmverhalten der Bündnerinnen und Bündner verhältnismässig einfach erkennbar. Jene in der Nähe der geplanten Olympia-Austragungsorte waren der Vorlage gegenüber freundlicher gesinnt als die weiter entfernten Gebiete.

Niederlage für Establishment

Das Olympia-Nein ist eine neuerliche herbe Niederlage für das Bündner Establishment aus Regierung, Parlament, bürgerlichen Parteien und Wirtschaft. Erst im November letzten Jahres hatten diese Kreise die Abstimmung über eine kantonale Tourismusabgabe verloren.

Auf der Gewinnerseite stehen die rot-grünen Parteien sowie die Umweltorganisationen. Sie hatten das Stimmvolk vor Schulden, Ruinen und Umweltschäden gewarnt.

Die Bündner Regierung bedauerte „das Ende des Projektes Olympia 2022“. Es gelte nun, den Kanton ohne den Schwung einer Olympia-Kandidatur für die Zukunft zu rüsten.

Die Regierung hofft eigenen Angaben zufolge, dass die in den letzten Wochen in Gang gekommene Diskussion zur Weiterentwicklung des Bergkantons genutzt werden kann. Alle Kräfte seien zur Zusammenarbeit aufgefordert.

Promotoren vom Stimmvolk enttäuscht

Die Promotoren der Kandidatur für Olympische Winterspiele 2022 bedauern die Ablehnung der kantonalen Olympia-Vorlage. Für den Trägerverein der Kandidatur ist das Votum des Bündner Stimmvolkes eine „grosse Enttäuschung“, wie er mitteilte. Nun seien neue Ideen für einen lebendigen Kanton Graubünden gefragt.

Der Verein rief alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte des Kantons auf, sich Gedanken über die wirtschaftliche Zukunft Graubündens zu machen und „entsprechende Massnahmen rasch anzugehen“.

Bundesrat: Engagement beendet

Das Verteidigungsdepartement (VBS) von Sportminister Ueli Maurer teilte in einem kurzen Communiqué mit, der Bundesrat habe den Ausgang der Abstimmung zur Kenntnis genommen. Damit ende das vom Bundesrat beschlossene Engagement für das Projekt Olympische Winterspiele 2022 in Graubünden.

Der Bundesrat wäre bereit gewesen, die Kandidatur mit 30 Millionen Franken und die Veranstaltung selbst mit einer Milliarde Franken zu unterstützen.

Bundesratssprecher André Simonazzi äusserte sich ähnlich: Das Votum bedeute das Ende der Unterstützungen des Bundes zu diesem Projekt, sagte er auf Fragen vor den Medien in Bern. „Diesen Entscheid gilt es zu akzeptieren.“

Ueli Maurer stand für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung. Er weilte am Abstimmungswochende im Ausland: In Schweden absolvierte der Bundespräsident zum wiederholten Mal den Wasalauf (Vasaloppet), einen 90 Kilometer langen Skilanglaufwettkampf in klassischer Technik.

Die letzte erfolgsversprechende Schweizer Kandidatur für Olympische Winterspiele war jene von „Sion 2006“. Der damalige Bundesrat Adolf Ogi führte das Komitee an. Genützt hatte der volle Einsatz des Sportministers nichts. Den Zuschlag erhielt damals Turin (I).

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