Wegen möglicher Spionage will der französische Greenpeace-Ableger ein Strafverfahren anstrengen. Im Visier hat die Umweltorganisation eine Genfer Überwachungsfirma. Diese soll dem Konzern Areva angeboten haben, Greenpeace und andere Organisationen auszuspionieren.
Die Anzeige soll am Dienstagabend in Paris gegen unbekannt eingereicht werden, wie die Greenpeace-Sprecherin Adelaïde Colin der Nachrichtenagentur sda sagte. Sie bestätigte eine Meldung, welche die Zeitung „Le Matin“ unter Berufung auf die französische Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ am Dienstag veröffentlichte.
Laut dem „Journal“ bot die Genfer Firma dem französischen Energiekonzern Areva an, die drei Nichtregierungsorganisationen Greenpeace, Transparency International und Worldwatch zu infiltrieren. Die Zeitung nennt als Quellen interne Dokumente der Genfer Firma. Demnach soll diese die Überwachung für 40’000 bis 60’000 Euro pro Monat offeriert haben.
Areva bestätigte, ein Angebot von der Firma erhalten zu haben. Das Unternehmen, das zu 80 Prozent in französischem Staatsbesitz steht, habe das Angebot aber nicht in Anspruch genommen.
Zugang zu Dokumenten
Greenpeace wolle „absolut sicher“ gehen, dass diese Angabe den Tatsachen entspreche, sagte die Sprecherin. Deshalb sei die Anzeige eingereicht worden. Über die Justiz will sich Greenpeace Zugang zu vertraulichen Dokumenten verschaffen, die Greenpeace betreffen. In der Anzeige wird unter anderem das Eindringen in ein Computersystem als Vergehen genannt.
Die ebenfalls betroffene Sektion der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International will vor einem Gang an die Justiz detailliertere Informationen abwarten, wie ein Sprecher sagte. Bei der beschuldigten Firma in Genf war am Dienstag niemand erreichbar, der Fragen der Nachrichtenagentur sda beantworten konnte.
Vor einem Pariser Gericht erhielt Greenpeace im vergangenen November in einem anderen Fall von Bespitzelung recht: Nach dem Urteil muss der französische Energiekonzern EDF 1,5 Millionen Euro Schadenersatz an Greenpeace bezahlen. EDF hatte demnach eine Sicherheitsfirma damit beauftragt, in Greenpeace-Computer einzudringen.