Greenpeace protestiert gegen U-Haft von Aktivisten in Russland

Weltweit haben am Sonntag Mitglieder von Greenpeace die Freilassung ihrer in Russland inhaftierten Kameraden gefordert. Auch vor der russischen Botschaft in Bern fand am Nachmittag eine Solidaritätskundgebung mit mehreren Hundert Teilnehmenden statt.

Menschen demonstrieren vor der russischen Botschaft in Bern (Bild: sda)

Weltweit haben am Sonntag Mitglieder von Greenpeace die Freilassung ihrer in Russland inhaftierten Kameraden gefordert. Auch vor der russischen Botschaft in Bern fand am Nachmittag eine Solidaritätskundgebung mit mehreren Hundert Teilnehmenden statt.

Laut Angaben der Veranstalter Greenpeace Schweiz waren bis zu 500 Personen vor Ort. Unabhängige Quellen sprachen von 250 bis 300 Kundgebungsteilnehmern. Unter den inhaftierten Aktivisten befindet sich ein Schweizer.

Es sei «nicht genug, dass das sensible Ökosystem in der Arktis in Gefahr ist und der Klimawandel ungebremst voranschreitet. Die Rede- und Meinungsfreiheit von uns allen ist in Gefahr, wenn die unverhältnismässige Vorgehensweise der russischen Behörden Schule machen sollte», sagte der Geschäftsleiter von Greenpeace Schweiz, Markus Allemann, in seiner Ansprache.

Ein Appell an die russische Regierung für die sofortige Freilassung sei weltweit bereits von mehr als 600’000, in der Schweiz von 15’000 Menschen unterschrieben worden.

Vater von festgehaltenem Schweizer lässt Botschaft vorlesen

An der Kundgebung vorgelesen wurde auch eine Botschaft von dem Vater des in Untersuchungshaft sitzenden Schweizers. «Mein Sohn und seine Mitkämpfer haben sich stellvertretend für uns alle vorne hingestellt. Sie haben ihre Angst überwunden, weil ihr Anliegen so wichtig ist», lautete der Redetext.

Die Greenpeace-Aktivisten nähmen ihre Verantwortung als Bewohner des Planeten Erde ernst, weil sie nicht akzeptieren wollten, dass die Welt für kurzfristigen Gewinn rücksichtslos ausgebeutet werde. «Wir, die wir nicht eingesperrt sind, müssen ihre Idee weitertragen – dort, wo wir leben und etwas beeinflussen können mit unseren eigenen Möglichkeiten», liess der Vater mitteilen.

28 Aktivisten in U-Haft

Nach dem Greenpeace-Protest gegen Ölbohrungen in der Arktis sind inzwischen sind 28 der 30 Besatzungsmitglieder der «Arctic Sunrise» in Untersuchungshaft.

Ein schwedisch-amerikanischer Aktivist sowie zwei Niederländer, ein Ukrainer, eine Finnin und ein Brite müssen für zwei Monate hinter Gitter, wie Greenpeace am Sonntag über Twitter mitteilte. Das Gericht in der nordrussischen Stadt Murmansk begründete die Massnahme am Sonntag mit Fluchtgefahr sowie der Gefahr weiterer Straftaten und möglicher Beseitigung von Beweisen.

Im Fall von zwei weiteren Besatzungsmitgliedern der «Arctic Sunrise» wurde eine Entscheidung noch am Sonntag erwartet. Sonderermittler durchsuchten unterdessen das Schiff mit Hunden. Die Justiz ermittelt wegen bandenmässiger Piraterie. Darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft.

Greenpeace weist die Vorwürfe zurück, nach denen die Aktivisten der Umweltorganisation vor eineinhalb Wochen eine Ölplattform des Staatskonzerns Gazprom in der Petschorasee besetzen wollten. «Ich bin keine Piratin. Ölbohrungen im Eis sind eine gewaltige Gefahr für die Natur weltweit», sagte eine finnische Aktivistin vor Gericht.

Die «Arctic Sunrise»-Crewmitglieder seien in Murmansk und der rund 200 Kilometer entfernten Stadt Apatity eingesperrt, sagte die Stadträtin Irina Paikatschewa der Agentur Interfax. Jeder habe eine Zelle für sich, allerdings wollten die Behörden diese Praxis aus Kostengründen schon bald ändern. Ein grosses Problem sei weiter die Verständigung der Justizbeamten mit den Aktivisten aus 18 Ländern.

Berufung einlegen und Seegerichtshof angehen

Greenpeace will sich vom Vorgehen der russischen Behörden nicht einschüchtern lassen: In den nächsten Tagen werde gegen die zweimonatige Untersuchungshaft Berufung eingelegt, teilte Greenpeace Schweiz mit.

Die Niederlande prüften zudem rechtliche Schritte vor dem internationalen Seegerichtshof, da das Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» in internationalen Gewässern illegal geentert worden sei.

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