Grenzerfahrung für den FC Basel

Die K.o.-Phase der Champions League ist ein exklusiver Club. Vertreter aus kleinen Ligen werden schnell vor die Tür gesetzt. Von Florian Raz Wenn sich die Spieler des FC Basel dafür interessieren, wie es sich so anfühlt, im Achtelfinal der Champions League zu spielen, müssen sie nur ­einen Teamkollegen fragen. Radoslav Kovac war 2004 sogar nur […]

Die K.o.-Phase der Champions League ist ein exklusiver Club. Vertreter aus kleinen Ligen werden schnell vor die Tür gesetzt. Von Florian Raz

Wenn sich die Spieler des FC Basel dafür interessieren, wie es sich so anfühlt, im Achtelfinal der Champions League zu spielen, müssen sie nur ­einen Teamkollegen fragen. Radoslav Kovac war 2004 sogar nur rund 25 Minuten davon entfernt, auf Kosten der AC Milan in die Viertelfinals vorzustos-sen. Dann trafen die Mailänder dreimal vom 1:1 zum 4:1 und zogen Sparta Prag den Stecker.

Die Tschechen stehen damit exem­p-larisch für ein Schicksal, das allen Teams gemein ist, die nicht aus Spanien, England, Deutschland, Italien oder Frankreich kommen. 1999 geschah es das letzte Mal, dass zwei Clubs in den Viertelfinals der Champions League standen, die nicht in einer der fünf Top-Ligen zuhause sind: Dynamo Kiew und Olympiakos Piräus.
Seither brachte der Rest Europas noch höchstens einen Vertreter in die Viertelfinals. Auch weil der Wettbewerb für die Kleineren noch schwieriger geworden ist. 1998/99 starteten elf Vereine aus den «Big Five» in der Königsklasse, die 24 Teams umfasste. Seit 2000 sind es 18 Clubs aus den fünf grossen Ligen bei 36 Teilnehmern.
Da wird die Luft für die Vertreter aus anderen Ländern spätestens in den Achtelfinals verdammt dünn. Darauf muss sich auch der FC Basel einrichten. Er hat sich sowieso als Vertreter einer ­äusserst gefährdeten Spezies für die K.o.-Phase qualifiziert: Der FCB kommt aus einer nationalen Liga, die nicht einmal zu Europas Top Ten zählt.
Clubs aus dieser Kategorie, die so weit vorstossen, lassen sich in der Geschichte der Champions League seit 1991 an einer Hand abzählen. Umso höher ist die Basler Leistung einzuschätzen. Und darum ist die aktuelle Saison auch geradezu spektakulär, da neben dem FCB mit Apoel Nikosia auch der Vertreter Zyperns die Gruppenphase überstanden hat.
Im letzten Jahr gelang dieses Kunststück dem FC Kopenhagen. Und davor lang, lang gar niemandem. 2004 waren es die braven Prager mit Kovac, die damals eine goldene Generation mit Ausnahmekönnern wie Pavel Poborsky und Tomas Rosicky geniessen durften. Und 2003 schliesslich war die Reihe schon einmal – unvergessen – am FC Basel.

Ein Schritt über die Baumgrenze

Doch so wie es eine Baumgrenze gibt, scheint für Clubs dieser Kragenweite ab einer bestimmten Stufe des Wettbewerbs einfach Schluss zu sein: Egal, ob Prag, Kopenhagen, Basel oder Sturm Graz (2001) – für alle endete das Abenteuer nach überstandener Gruppenphase. Rosenborg Trondheim (1997), Legia Warschau (1996) und der IFK Göteborg (1994) standen zwar in den Viertelfinals. Aber nur, weil damals bei 16 Startern keine Achtelfinals gespielt wurden.

Auf die Basler wartet im neuen Jahr also eine Begegnung mit den eigenen Grenzen. Und eine weitere Fussball-Party – ganz egal, welchen Gegner die Auslosung am Freitag, 16. Dezember bringt. Als Gruppenzweiter wird der FCB das Hinspiel nämlich auf jeden Fall im St.-Jakob-Park austragen. Mindestens bis zum Anpfiff darf also von der Fortsetzung des rotblauen Husarenritts geträumt werden.

Basler mit Achtelfinal-Erfahrung: Radoslav Kovac (links) 2004 im Trikot von Sparta Prag gegen Andrej Schewtschenko. Foto: Imago

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 16/12/11

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