Grenzkontrollen wegen Ebola-Epidemie werden weiter verschärft

Aus Furcht vor einer weiteren Ausbreitung von Ebola sind am Wochenende die Sicherheitsvorkehrungen in Westafrika und anderswo verschärft worden. Während Nigerias Behörden Freiwillige zur Hilfe riefen, verstärkten Nachbarstaaten und selbst Indien ihre Grenzkontrollen.

Screening für den Ebola-Virus vor einem Spital in Sierra Leone (Bild: sda)

Aus Furcht vor einer weiteren Ausbreitung von Ebola sind am Wochenende die Sicherheitsvorkehrungen in Westafrika und anderswo verschärft worden. Während Nigerias Behörden Freiwillige zur Hilfe riefen, verstärkten Nachbarstaaten und selbst Indien ihre Grenzkontrollen.

Nach der Ausrufung des nationalen Notstands in Nigeria wächst die Sorge vor einer Ausbreitung der Ebola-Epidemie in der 20-Millionen-Metropole Lagos. Die Behörden des bevölkerungsreichsten afrikanischen Staats verwiesen auf einen Personalmangel und baten Freiwillige am Samstag in einem Fernsehappell, bei der Eindämmung der Seuche mitzuhelfen. Im Gegenzug wurden ihnen Anreize wie eine Lebensversicherung in Aussicht gestellt.

Mithilfe eines 8,7 Millionen Euro schweren Sofortprogramms sollen nun unter anderem zusätzliche Quarantänestationen und Grenzkontrollen finanziert werden. Nach Guinea, Liberia und Sierra Leone war Nigeria das vierte Land in Westafrika, in dem sich das Virus ausbreitete.

Von bisher neun Infizierten sind dort zwei gestorben. Insgesamt starben nach WHO-Angaben bislang mindestens 961 Menschen an dem durch Körperflüssigkeiten übertragenen Erreger, fast doppelt so viele wurden infiziert.

USA entsenden Personal

Die US-Gesundheitsbehörde CDC entsandte zusätzliches Personal nach Lagos, um ihre bereits 200 Experten in den Ebola-Gebieten zu unterstützen. Die christliche Hilfsorganisation Samaritan’s Purse fürchtet eine Verschlimmerung der Lage in spätestens drei Wochen, da die Inkubationszeit von Ebola zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit normalerweise 21 Tage beträgt.

Die WHO hatte die Ebola-Epidemie in Westafrika am Freitag zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. In Liberia wurde daraufhin der Zugang zu den besonders betroffenen Gebieten im Landesnorden gesperrt und die Provinz Bomi von der Armee komplett abgeriegelt. Dort drohe nun besonders armen Menschen der Hungertod durch steigende Lebensmittelpreise, warnte Bomis Senator Sando Johnson.

Reisebeschränkungen

Guinea will seine Landesgrenzen mit den beiden anderen am stärksten betroffenen Staaten Liberia und Sierra Leone zwar nicht komplett schliessen, aber strikter als bisher kontrollieren, wie ein Regierungssprecher sagte. Die Regierung des Tschad strich unterdessen alle Direktflüge aus Nigeria.

Unterdessen kündigte auch das im südlichen Afrika gelegene Sambia Reisebeschränkungen wegen Ebola an. Menschen aus Ländern, in denen Ebola ausgebrochen sei, dürften nicht mehr nach Sambia einreisen. Staatsbürgern Sambias sei zudem die Reise in solche Länder verboten, teilte das Gesundheitsministerium in Lusaka mit.

Auch in Indien, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde nach China, wurden die Flughafenaufseher in Alarm versetzt. Laut Gesundheitsminister Harsh Vardhan werden inzwischen «die modernsten Überwachungs- und Ortungssysteme» eingesetzt.

Da fast 45’000 Inder in den vier westafrikanischen Epidemie-Ländern leben, könnte eine Ebola-Ausbreitung verheerende Folgen für das Schwellenland mit 1,25 Milliarden Bewohnern haben.

Serum für spanischen Patienten

Der mit Ebola infizierte spanische Missionar kann mit demselben experimentellen Serum behandelt werden wie die beiden Ebola-Patienten in den USA. Das spanische Gesundheitsministerium teilte mit, das Serum ZMapp sei am Samstagabend im Spital Carlos III. in Madrid eingetroffen.

In Rumänien wurde am Sonntag ein aus Nigeria zurückgekehrter Mann wegen des Verdachts auf eine Ebola-Erkrankung unter Quarantäne gestellt. Und in Hamburg löste ein Patient am Wochenende den ersten Ebola-Verdacht in Deutschland aus. Nach einigen Stunden Aufregung gab es aber Entwarnung: Der 28-Jährige sei nicht infiziert.

Zwar gibt es weder Medikamente noch Impfstoffe gegen das tödliche Virus, doch hofft die WHO schon für kommenden Monat auf den Beginn klinischer Tests mit einer vom britischen Pharmaunternehmen GSK entwickelten Schutzimpfung.

Sollten die Tests in den USA «und sicher auch in einem betroffenen afrikanischen Staat» erfolgreich sein, liesse sich die weitere Zulassungsprozedur angesichts der Notsituation verkürzen, sagte der für die Impfungen zuständige WHO-Abteilungsleiter Jean-Marie Okwo Bélé dem französischen Radiosender RFI. Es bestehe Hoffnung, dass «wir schon im Laufe des kommenden Jahres im Besitz eines Impfstoffs sein könnten».

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