Griechenland setzt erneut den Chef der Privatisierungsagentur vor die Tür. Das Finanzministerium des Landes teilte am Sonntag überraschend mit, den Chef der Privatisierungsagentur (Taiped-HRADF), Stelios Stavridis, um seinen Rücktritt gebeten zu haben.
Eine Reaktion des Managers war zunächst nicht erhältlich. Wie die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters aus Kreisen des Finanzministeriums erfuhren, hänge der Abgang des Taiped-Chefs damit zusammen, dass er das Angebot des griechischen Reeders Dimitris Melissanides angenommen hatte, dessen Privatflugzeug für eine Ferienreise zu nutzen.
Zuvor hatte ein tschechisch-griechisches Konsortium – an dem auch der Reeder Melissanides beteiligt ist – für 652 Millionen Euro ein Drittel des vom Staat gehaltenen Glückspielunternehmens OPAP gekauft. Stavridis bestätigte am Sonntag gegenüber griechischen Medien, dass er das Angebot des Reeders angenommen hat.
Die Abberufung Stavridis‘ erfolge mit sofortiger Wirkung, hiess es. Er ist der zweite Taiped-Chef, der in weniger als sechs Monaten seinen Hut nehmen muss.
Im März musste schon Takis Athanasopoulos gehen – nach einem Strafverfahren wegen Dienstvergehen im Jahr 2007 während seiner Zeit als Chef des staatlichen Energiekonzerns PPC. Athanasopoulos weist die Vorwürfe zurück.
Die Privatisierungsagentur verantwortet den Verkauf von Staatsbesitz. Die Einnahmen sollen dabei helfen, die riesigen Schulden des krisengeplagten Landes zu senken.
Griechenland hatte sich im Juni in Zusammenarbeit mit den Geldgebern ein neues, niedrigeres Ziel für die bislang schleppend verlaufenden Privatisierungen gesetzt. Ziel sei es, bis zum Jahresende mindestens 1,6 Milliarden Euro durch Privatisierungen zu erlösen. Ursprünglich war die Rede von 2,5 Milliarden Euro gewesen.
Wer neuer Chef des Privatisierungsfonds werden könnte, blieb zunächst unklar.