Griechenland verschärft den Kampf gegen Steuerhinterzieher. Die Steuerfahndung kann nun die Konten von Griechen mit grossem Vermögen durchleuchten. Der Haken: Für die Überprüfung der verdächtigen Konten wurden bisher nur sechs Finanzbeamte abgestellt.
Die griechischen Steuerämter sollen künftig alle Griechen mit Bankguthaben über 100 000 Euro überprüfen können. Wer nicht erklären kann, wie er zu dem Geld gekommen ist, soll harte Strafen zahlen.
Die griechischen Banken hätten den Behörden bereits die notwendigen Daten übergeben, berichtete die Athener Sonntagszeitung «To Vima» unter Berufung auf das Finanzministerium. Insgesamt seien 65 CDs mit den Daten an die Steuerbehörden geschickt worden.
Nach den ersten Kontrollen seien bereits einige «krasse Fälle» aufgefallen. Darunter sei ein Bauunternehmer, der im vergangenen Jahr lediglich ein Einkommen von 72’000 Euro versteuert habe, gleichzeitig aber über Geldeinlagen in Höhe von 280 Mio. Euro verfüge.
Ein arbeitslos gemeldeter Mann, angeblich ohne Einkommen in den vergangenen Jahren, habe 2,5 Mio. Euro auf seinem Konto. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Finanzministeriums erfuhr, soll die Summe der Geldeinlagen, die 100’000 Euro übertreffen, bei rund 43 Milliarden Euro liegen.
Kaum Personal
Eine breite Fahndung nach Steuerbetrügern könnte jedoch an Personalmangel scheitern: Bislang sind nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa nur sechs Beamte an die neu eingerichtete Stelle versetzt worden, die mögliche Steuerhinterzieher unter die Lupe nehmen soll.
Die Überprüfung der Daten könnte «mit dieser Besetzung bis zu 15 Jahre dauern», sagte ein hoher Funktionär des Finanzministeriums. Es müssen Schätzungen zufolge etwa 1,2 Mio. Konten überprüft werden und anschliessend mit dem gemeldeten Einkommen verglichen werden. Alle Transaktionen seit dem Jahr 2000 sollen demnach geprüft werden.
Auch in anderen Fällen ist die Bilanz der griechischen Steuerfahnder bislang allenfalls durchwachsen. Eine den Finanzbehörden in Athen zugespielte Liste mit 2059 Griechen die ein Konto bei der Bank HSBC in der Schweiz unterhalten haben sollen, hat bislang kaum Geld an die Staatskassen gespült.
Die sogenannte «Lagarde-Liste» mit den Namen der Inhaber der Konten war vor vier Jahren von der damaligen französischen Finanzministerin Christine Lagarde an Griechenland übergeben worden. Die Überprüfung der Liste laufe «im Schneckentempo» heisst es von Beobachtern: Nur vier Steuersünder dieser Liste hätten bislang Strafen gezahlt.