Grimselpassstrasse an weiteren Orten durch Murgänge bedroht

Die Grimselpassstrasse im Berner Oberland könnte in Zukunft noch stärker durch Murgänge bedroht sein als heute. Eine vom Kanton Bern in Auftrag gegebene Studie zeigt – zusätzlich zu den bereits bekannten – sechs weitere Gefahrenstellen auf. Diese sollen nun überwacht werden.

Gesperrte Anfahrt zur Grimsel-Passstrasse (Archiv) (Bild: sda)

Die Grimselpassstrasse im Berner Oberland könnte in Zukunft noch stärker durch Murgänge bedroht sein als heute. Eine vom Kanton Bern in Auftrag gegebene Studie zeigt – zusätzlich zu den bereits bekannten – sechs weitere Gefahrenstellen auf. Diese sollen nun überwacht werden.

In den vergangenen vier Jahren gingen bereits im Gebiet Rotlaui und Spreitgraben in der Nähe der Ortschaft Guttannen grössere Murgänge nieder. Sie verfrachteten riesige Geschiebemengen in die noch junge Aare. Die Sohlenlage der Aare wurde dadurch stellenweise um mehr als 20 Meter angehoben.

Bedroht werden durch die Murgänge die Kantonssstrasse über den Grimselpass und verschiedene Gebäude eines Weilers. Ein Haus musste bereits aufgegeben werden. In der Gemeinde wird deshalb diskutiert, ob weitere Gebäude abgerissen werden müssen oder ob Schutzdämme eine mögliche Lösung wären.

Gletscher ziehen sich zurück

Die Ursache dieser Murgänge ist im Klimawandel zu suchen. Die Gletscher hoch über dem Bergtal im äussersten Berner Oberland ziehen sich immer weiter zurück, und der Permafrost taut wegen des wärmeren Klimas auf. Der Fels im Hochgebirge wird bröckelig. Niederschläge reissen das lose Gestein mit und lösen so die Murgänge aus.

Bisher sei der Kanton von diesen Ereignissen jeweils überrascht worden, sagte Kreisoberingenieur Markus Wyss am Montag an einer Medienkonferenz in Innertkirchen. Um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechend reagieren zu können, habe der Kanton eine Korridorstudie zur Grimselpassstrasse erarbeiten lassen.

Doch ob die in der Studie identifizierten weiteren sechs Stellen tatsächlich je zu einer Gefahr werden und wie gross die Murgänge sein könnten, lässt sich laut Wyss in keiner Weise voraussagen.

Keine Sicherheit

«Wir müssen wohl akzeptieren, dass wir nie mit Sicherheit werden sagen können, wann, wo und was in welchem Ausmass geschehen wird», betonte auch die bernische Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin Barbara Egger. Daher brauche es eine anpassungsfähige Strategie, um diesen Naturgefahren zu begegnen.

Der Bestand der Grimselpassstrasse sei trotz alledem nicht in Frage gestellt, betonte die Regierungsrätin.

Studie fürs ganze Oberland

Die Folgen der schmelzenden Gletscher und des auftauenden Permafrosts sind nicht nur im Grimselgebiet ein Thema. Der Kanton Bern ist deshalb zusammen mit dem Bund daran, bis Ende 2014 eine Studie für das gesamte Berner Oberland zu erarbeiten.

«Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass wegen des Klimawandels ganze Täler im Berner Oberland nicht mehr bewohnbar sind», sagte Egger. Veränderungen werde es aber geben. Diese dürften sich aber in verhältnismässig kleinen Räumen abspielen, so wie dies eben am Grimselpass der Fall sei.

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