Die 22 neuen Kampfjets für die Schweiz und die 60 umgebauten Gripen für Schweden bescheren dem Gripen-Hersteller Saab Aufträge in der Höhe von rund 7 Milliarden Franken. Trotz der konkreten Zahl ist ein Preisvergleich zwischen Schweden und der Schweiz schwierig.
„Wir kennen den Preis des Schweizer Kampfflugzeuges nicht“, sagte Saab-Vizepräsident Lennart Sindahl am Freitag an einem Mediengespräch in Bern. Dass dies so nicht ganz stimmt, ist offensichtlich, denn der Beschaffungspreis von 3,126 Milliarden Franken für die 22 Gripen ist wohlbekannt.
Sindahl erklärte seine Aussage damit, dass Saab den Gripen für die Schweiz an die schwedische Behörde für Verteidigungsmaterial FMV verkaufe. Zu welchem Preis aber diese dann den Kampfjet – via ihre Exportorganisation FXM – an die Rüstungsbeschafferin armasuisse liefere, wisse Saab nicht.
Offener kommuniziert das Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerung und Sport (VBS): Saab erhalte rund 2,2 Milliarden Franken, erklärte das VBS auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die restlichen 900 Millionen verteilen sich auf Waffen und Dienstleistungen. Schliesslich sei ein Teil des Geldes für das Risiko und die geschätzte Teuerung reserviert.
„Guter Preis“
Saab betonte erneut, dass der Fixpreis, den die Schweiz mit Schweden ausgehandelt habe, „eher gut“ sei. Zudem erhalte die Schweiz brandneue Kampfflugzeuge. Schweden hingegen werde in seine 60 Gripen Teile der Gripen-C-Version einbauen, was die Produktion günstiger mache.
Auch deshalb sei ein Preisvergleich zwischen den 40 bis 60 schwedischen Gripen und den 22 Schweizer Gripen nicht möglich, obwohl es sich schliesslich um ein und dasselbe Flugzeug handle. „Die Preise sind ähnlich hoch aber nicht vergleichbar“, sagte Sindahl.
Erster Auftrag erteilt
Anlass für die Medienkonferenz war die Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen der FMV und Saab am Freitag den Gripen betreffend. Aus der Vereinbarung geht hervor, dass Saab Aufträge in der Höhe von 47,2 Milliarden Kronen erwartet, sollten tatsächlich 22 neue und 60 modifizierte Gripen bestellt werden.
Fünf Punkte der Vereinbarung machte Saab am Freitag bekannt. So ein erster Entwicklungsauftrag in der Höhe von 2,5 Milliarden schwedischen Kronen oder 365 Millionen Franken und ein geplanter Auftrag für weitere Entwicklungsarbeiten im Rahmen von 10,6 Milliarden Kronen (1,55 Mrd. Fr.), um die Testflugzeuge zur Serienreife zu bringen.
Weitere Punkte betreffen den Umbau der 60 Gripen C in die E-Version für Schweden, die einsatzspezifische Ausrüstung sowie Wartung und Support für ebendiese. Und schliesslich wird auch die Lieferung von 22 Gripen E an die Schweiz geregelt, sollte die Schweiz dem Kauf zustimmen. Zugleich sichert Saab in der Vereinbarung zu, die ersten Jets 2018 auszuliefern.
Kein Automatismus
Gemäss Vereinbarung hat die FMV – unter bestimmten Voraussetzungen – das Recht, Aufträge oder Teile davon zu annullieren. Saab könnte dafür Entschädigungen geltend machen. Zudem enthält die Vereinbarung auch Bestimmungen für den Fall, dass die Schweiz den Gripen nicht kauft.
Dabei geht es laut Sindahl nicht darum, dass Schweden in diesem Fall seinen Gripen-Kauf automatisch absagt. „Die Schweiz kann ja nicht über Schwedens Verteidigungs- und Sicherheitspolitik entscheiden.“ Vielmehr werde Schweden die Möglichkeit eingeräumt, sich neu zu orientieren.
Zugleich zeigte Sindahl sich sehr zuversichtlich, dass die Schweiz nicht die einzige Interessentin für den Gripen E bleibt. Das schwedische Parlament hatte im Dezember dem Gripen-Deal mit grosser Mehrheit zugestimmt unter der Voraussetzung, dass bis 2014 mindestens ein anderes Land mindestens 20 Kampfjets verbindlich bestellt.
Zeitplan gesichert
Für die Schweiz bedeutet die Vereinbarung gemäss Saab mehr Sicherheiten: Erstens bekenne sich Schweden zum Gripen. Zweitens würden mit der langfristigen Entwicklungsvereinbarung die technischen Risiken des Gripen eliminiert und drittens erlaube der Auftrag, dass der Zeitplan eingehalten werden könne. Und nicht zuletzt sei jetzt das Volumen für die Kompensationsgeschäfte klar.
Bei Beschaffungskosten von 22 Gripen E von 3,126 Milliarden Franken rechnet die Schweiz gemäss Botschaft des Bundesrates mit Kompensationsgeschäften von insgesamt 2,5 Milliarden Franken.