Heute Dienstag jährt sich die schlimmste Katastrophe im englischen Sport zum 25. Mal. Die Tragödie von Sheffield ist noch längst nicht restlos aufgearbeitet.
Am 15. April 1989 stand in Sheffield, wie für einen FA-Cup-Halbfinal üblich auf neutralem Terrain, die Partie zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest im Programm. Um den Anpfiff nicht zu verpassen, drückten und stiessen kurz vor Anpfiff Hunderte von Fans, um schneller Einlass zu erhalten. Die sieben Drehkreuze waren ebenso überfordert wie die Beamten.
Der fatale Fehler war, im Zeitdruck eine Tür zu öffnen, die eigentlich als Ausgang diente. Dadurch strömte die Masse in den ohnehin schon überfüllten unteren Liverpooler Fansektor im Hillsborough Stadium, worauf jene Leute in den vordersten Reihen gegen die Abschrankungen gedrückt, andere in Panik zertrampelt wurden. Als die ersten Fans bereits tot waren, wurde das Spiel nach sechs Minuten abgebrochen.
Die Aufarbeitung der Vorfälle in Hillsborough ist auch heute noch nicht abgeschlossen. Wäre es nach den Verantwortlichen mit der damaligen Premierministerin Margaret Thatcher gegangen, wäre dies längst passiert – oder eben genau nicht. «Im Krieg, so heisst es, stirbt die Wahrheit zuerst. In Hillsborough war sie das 97. Opfer», beschrieb es das deutsche Magazin «11 Freunde» einst passend. Denn erst eine Onlinepetition, die erste in der Geschichte der englische Demokratie, mit dem Namen «Justice for the 96» brachte das Unterhaus des Parlaments im Oktober 2011 überhaupt dazu, die unter Verschluss gehaltenen Akten endlich freizugeben. Nach der berührenden Rede des Bruders eines in Hillsborough ums Leben gekommenen Fan geschah dies ohne eine einzige Gegenstimme.
Premierminister David Cameron entschuldigte sich im September 2012 bei den Hinterbliebenen für die Vertuschungen von Behörden – unter anderem entfernten sie negative Passagen aus Berichten – und die schweren Fehler von Polizei- und Rettungskräften. Gemäss einem unabhängigen Gutachten hätten 41 der 96 Opfer gute Überlebenschancen gehabt, wenn sie schneller medizinische Hilfe erhalten hätten. Erst vor gut zwei Wochen haben die neuen Untersuchungen zur Tragödie von Hillsborough begonnen. Allein die Anhörungen könnten bis zu zwölf Monate dauern.