Die syrischen Konfliktparteien haben erstmals seit Beginn des Bürgerkriegs im grossen Stil Gefangene ausgetauscht. Die Rebellen liessen 48 verschleppte Iraner frei. Im Gegenzug sagten die syrischen Sicherheitskräfte die Freilassung von über 2000 Häftlingen zu.
Das teilte die türkische Hilfsorganisation IHH am Mittwoch mit, die den Austausch vermittelt hatte. Laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu hatten auch die Türkei und Katar an der Vermittlung mitgewirkt.
Die freigelassenen Iraner wurden im Sheraton-Hotel in der syrischen Hauptstadt Damaskus vom iranischen Botschafter Mohammed Risa Schibani in Empfang genommen. Sie schienen müde, aber bei guter Gesundheit zu sein. Ihre Freilassung sei das Ergebnis harter Verhandlungen gewesen, sagte der Botschafter.
Die Rebellentruppe Al-Baraa hatte die Iraner im August nahe Damaskus gefangengenommen und ursprünglich ihre Hinrichtung angekündigt. Nach ihrer Darstellung sind die Iraner Angehörige der Revolutionsgarde, die zur Unterstützung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ins Land geschickt worden waren.
Nach Angaben des Irans hingegen handelte es sich um Pilger, die schiitische Heiligtümer besuchen wollten. Die Regierung in Teheran gilt als wichtiger Verbündeter von Assad.
Auch Türken und Palästinenser freigelassen
Unklar blieb zunächst, wie viele Gefangene bereits aus der syrischen Haft entlassen wurden. IHH-Chef Bülent Yildirim sagte der Nachrichtenagentur Anadolu, bislang seien 1000 Menschen freigelassen worden, darunter 74 Frauen und einige Kinder. Ein Beamter des Innenministeriums sagte lediglich, es würde eine Gruppe Gefangener freigelassen.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte während seines Besuchs in Niger, unter den für den Austausch vorgesehenen Gefangenen seien vier Türken und einige Palästinenser. „Es gibt immer noch Menschen, die in Gefängnissen festgehalten und ihrer Rechte beraubt werden“, mahnte er. „Lasst uns hoffen, dass auch sie freigelassen werden und dass der Prozess für alle von Nutzen ist.“
Neuer Vermittlungsversuch
Vertreter Russlands und der USA wollen am kommenden Freitag erneut in Genf mit dem UNO-Beauftragten Lakhdar Brahimi zusammenkommen, um über eine politische Lösung des Syrien-Konflikts zu beraten. Am „Gedankenaustausch ohne Vorbedingungen“ würden die Vize-Aussenminister Michail Bogdanow und William Burns teilnehmen, gab Moskau bekannt.