Grossbankpräsidenten unzufrieden mit Widmer-Schlumpf

Die Verwaltungsratspräsidenten der beiden Grossbanken, Axel Weber und Urs Rohner, sind sich einig in ihrer Kritik an Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf.

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf steht in der Kritik der Banken (Bild: sda)

Die Verwaltungsratspräsidenten der beiden Grossbanken, Axel Weber und Urs Rohner, sind sich einig in ihrer Kritik an Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf.

Von der Bundesrätin waren Anfang November Überlegungen an die Öffentlichkeit gedrungen, eine Erhöhung der ungewichteten Eigenkapitalquote bei den Banken zu fordern.

Statt auf die risikogewichteten Kernkapitalquote richtete Widmer-Schlumpf den Blick auf die ungewichtete Eigenkapitalquote, die so genannten Leverage Ratio. Die Banken müssen sie bis 2019 auf 4,5 Prozent steigern. Widmer-Schlumpf hatte am Rande einer Versammlung ihrer Partei BDP gesagt, eine Leverage Ratio von 6 bis 10 Prozent bei den Grossbanken wäre eventuell notwendig, um die Banken stabiler zu machen.

Der Kurs der Aktie der Credit Suisse (CS) fiel daraufhin um 6,7 Prozent, jener der UBS um 5,3 Prozent. Sechs Milliarden Franken an Börsenwert pulverisierten sich, einige Aktionäre dürften grosse Verluste erlitten haben. Gesetzlichen Bestimmungen, die auch die Leverage Ratio betreffen, sollen indessen erst 2015 überprüft werden.

Axel Weber von der UBS und Urs Rohner von der CS halten wenig davon, schon vor diesem Termin Gedanken zu diesem Thema zu äussern, wie sie in einem gemeinsamen Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» sagten, das am Freitag erscheinen soll. Stattdessen soll man mit dem Ausland vergleichen.

«Wenn ich die Bilanzen ausländischer Banken anschaue, stehen wir gut da», sagte Rohner. Die Schweizer Banken seien stabiler aufgestellt als ihre Konkurrenten in anderen Ländern, sagte Weber, der zuvor Präsident der Deutschen Bundesbank gewesen war: «Das kann ich sagen als jemand, der von aussen kommt.»

Kein 70-Mio.-Bonus mehr

Rohner nahm im Gespräch zudem einmal mehr Stellung zur Salärpolitik seiner Bank. Er hatte schon zuvor den 70-Millionen-Franken-Bonus für CS-Chef Brady Dougan kritisiert, den dieser 2010 zugeteilt bekommen hatte. Einen solchen Bonus werde es nicht mehr geben.

Eine Rückzahlung durch Dougan sei nicht angesprochen worden: «Das war kein Thema, aber er hat darauf sicher 50 Prozent Steuern bezahlt», sagte Rohner. Der Trend für hohe Saläre komme vor allem aus den USA und aus Grossbritannien, aber auch dort gingen die Vergütungen nach unten.

Rohner bestritt allerdings auch, dass Lohnexzesse in der Zeit vor der Finanzkrise 2007/2008 der entscheidende Faktor für den Beinahe-Kollaps der Weltwirtschaft gewesen seien. Die CS richte heute ihre Vergütungssysteme langfristig aus.

«Tabula rasa» bei der UBS

UBS-Präsident Weber äusserte sich zu den milliardenteuren Rechtsfällen wie die Manipulationen des Referenzzinses Libor oder eine Affäre um mögliche Devisentricksereien. In diese ist die UBS stärker verstrickt als die CS; Die grösste Schweizer Bank ist deswegen bereits zu hohen Strafzahlungen verdonnert worden.

Den Grund, weswegen die UBS so im Zentrum stehe, könne er nicht beurteilen: Er sei erst seit eineinhalb Jahre im Amt, sagte Weber. Die heutige Bankführung gibt sich entschlossen, die Rechtsfälle ad acta legen zu können: «Wir müssen Tabula rasa machen und alle Fälle gründlich bereinigen. Wir sehen Licht am Horizont», sagte Weber.

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