Eine milliardenschwere Geldspritze aus Katar während der Finanzkrise 2008 hat für die britische Bank Barclays ein juristisches Nachspiel. Das Serious Fraud Office (SFO) erhob Anklage gegen Barclays, weil Zahlungen an katarische Investoren nicht offengelegt wurden.
Der Bank wird Betrug und rechtswidrige finanzielle Hilfe vorgeworfen. Auch der frühere Barclays-Chef John Varley, der ehemalige Chef der Vermögensverwaltung, Thomas Kalaris, sowie die früheren hochrangigen Barclays-Investmentbanker Richard Boath und Roger Jenkins müssen sich vor Gericht verantworten, wie am Dienstag bekannt wurde. Sie sind die bisher höchstrangigen britischen Banker, die im Zuge der Finanzkrise angeklagt wurden.
Nach hohen Abschreibungen in der Finanzkrise hatte sich Barclays 2008 mit Hilfe privater Investoren zwölf Milliarden Pfund (heute umgerechnet 14,9 Milliarden Franken) besorgt. Die Finanzspritze habe eine Kreditlinie in Höhe von drei Milliarden Dollar von dem reichen Golfstaat im November 2008 beinhaltet, erklärte das SFO. Die Behörde wurde als Reaktion auf die Finanzkrise eingerichtet und ist für die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität zuständig.
Barclays wollte sich zu den Vorwürfen zunächst nicht äussern. Die Bank warte auf weitere Informationen. Jenkins werde sich gegen die Vorwürfe entschieden zur Wehr setzen, kündigte sein Anwalt an.
Kapitalhilfe aus Katar floss in der Finanzkrise 2008 auch in die Grossbank Credit Suisse (CS). Und auch die Credit Suisse streckte den Investoren zuerst Geld vor, das die Bank nachher rettete. Nur legte die CS im Unterschied zu Barclays offen, wo und unter welchen Bedingungen sie die Geldquellen fand. Der Staatsfonds des Golfemirats ist heute einer der grössten Investoren der Credit Suisse.