Nach einem Brandalarm im Gotthard-Basistunnel hat die SBB 800 Passagiere gerettet. Die grösste Rettungsübung vor der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Juni und der Inbetriebnahme im Dezember verlief planmässig.
Damit die SBB die Betriebsbewilligung für den Gotthard-Basistunnel erhält, muss sie eine gewisse Anzahl Rettungsübungen durchführen. Ziel der Übungen ist es, die erarbeiteten Alarmierungspläne sowie Evakuierungs-, Rettungs- und Störungskonzepte auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen, wie die SBB am Samstag mitteilte.
Die Übung vom Samstag sah vor, dass bei einem 400 Meter langen Intercity-Neigezug (ICN) mit rund 800 Passagieren, der von Norden in die Oströhre des Gotthard-Basistunnels einfährt, der Brandalarm los geht.
Gemischtes Publikum
Das Publikum sei durchmischt gewesen wie an einem normalen Ausflugstag, sagte SBB-Sprecher Christian Ginsig auf Anfrage. Neben Frauen und Männern jeden Alters hätten auch Kinder, Blinde, Gehörlose und ein Hund an der Übung teilgenommen.
Der übungshalber brennende Zug fuhr wie geplant bis zur Nothaltestelle Sedrun. Dort konnten die Passagiere sich über den rund 1,5 Kilometer langen Fluchtstollen zur gegenüberliegenden Nothaltestelle in der Weströhre begeben und auf den Evakuationszug aus dem Süden warten, der sie nach Biasca bringen sollte. Gleichzeitig rückten von Norden und von Süden her je ein Lösch- und Rettungszug zum ICN an, um den Brand zu löschen.
Selbstrettung – jeder hilft jedem
Laut Ginsig ist der Gotthard-Basistunnel auf Selbstrettung ausgelegt. Das bedeute, dass sich die Passagiere gegenseitig helfen müssten – auch wenn jemand im Rollstuhl sitze oder anderweitig auf Hilfe angewiesen sei. Die Anlage sei aber sehr grosszügig konzipiert. Mit automatischer Beschallung und den Beschriftungen sei es nicht möglich, den Weg zu verfehlen.
Gemäss SBB konnte die Rettungsübung «planmässig abgewickelt werden». Die Evakuierung sei ohne nennenswerte Zwischenfälle, sicher und geordnet durchgeführt worden. Nun werde sie noch detailliert ausgewertet.
Grösste und letzte Übung
Die Übung vom Samstag war die grösste und letzte von vier Rettungsübungen. Bei der ersten Übung sei es um ein lokales Ereignis im Tunnel gegangen. Bei der zweiten Übung stand die Rollende Landstrasse, also der Güterverkehr im Zentrum. Bei der dritten Übung wurde die Evakuierung von 400 Passagieren geprobt. Dabei wurde die Zeitvorgabe von 90 Minuten um zehn Minuten überschritten.
Um die Sicherheit im Gotthard-Basistunnel zu gewähren, hat die SBB verschiedene Massnahmen eingebaut: So sorgen auf den Zufahrtstrecken Kontrolleinrichtungen dafür, dass keine schadhaften Züge in den Tunnel einfahren. Mit richtungsgetrennten Röhren können Kollisionen vermieden werden. Wird in einem Zug der Alarm ausgelöst, wird er automatisch bis zu einer der zwei Nothaltestellen geführt.
Zudem bildet die SBB 2900 interne und 1000 externe Personen für die Arbeit im längsten Eisenbahntunnel der Welt aus, wie sie weiter mitteilte. Im Vorfeld der Eröffnung hat die SBB insgesamt 700 Störungs- oder Ereignisszenarien im Gotthard-Basistunnel ausgemacht und davon 100 vertieft analysiert.