In nur gut dreifacher Mondentfernung rast am Montag ein Asteroid an unserem Planeten vorbei. Für die Erde besteht laut Astronomen keine Gefahr.
Die Erde bekommt Besuch von einem kosmischen Schwergewicht: Beim Asteroid, der am Montag an der Erde vorbeirast, handelt es sich diesmal nicht um einen der kleinen 20- oder 30-Meter-Brocken, die fast täglich an der Erde vorbeischrammen. Astronomen schätzen den Durchmesser des heranrasenden Geschosses auf mindestens einen halben Kilometer.
«Der Einschlag eines solchen Asteroiden könnte ein Land wie Deutschland komplett zerstören», sagt der Wissenschaftler Alan Harris vom deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). «Eine solche Naturkatastrophe hätte unsere Zivilisation noch nicht erlebt», betont Harris, der das internationale Projekt «NEO-Shield» zur Abwehr von drohenden Asteroiden-Einschlägen leitet.
Fast ein Streifschuss
Am Montag besteht zwar keine Gefahr für die Erde – der Asteroid mit der Bezeichnung 2004 BL 86 wird in rund 1,2 Millionen Kilometern Entfernung mit einer Geschwindigkeit von mehr als 15 Kilometern in der Sekunde an unserem Planeten vorbeirasen.
Doch in kosmischen Massstäben ist dies fast ein Streifschuss. Derzeit gehen die Astronomen davon aus, dass erst im Jahr 2027 ein kosmischer Brocken dieser Grössenklasse der Erde wieder so nahe kommen wird.
Der Asteroid 2004 BL 86 ist einer von unzähligen Gesteinsbrocken, die als Überbleibsel der Entstehung unseres Planetensystems vor gut 4,6 Milliarden Jahren um die Sonne rasen. Dabei kommen manche von ihnen der Erde sehr nah: Bisher wurden mehr als 12’000 erdnahe Himmelsobjekte entdeckt, jeden Monat kommen Dutzende hinzu.
Die meisten dieser Brocken sind klein, rund 3500 allerdings weisen Durchmesser von 500 Metern und mehr auf. «Beim Einschlag eines Asteroiden mit einem Kilometer Durchmesser rechnen wir bereits mit globalen Auswirkungen», sagt Harris.
Mit zehn Kilometern Durchmesser noch deutlich grösser war das Geschoss, das vor 65 Millionen Jahren auf Mexikos Halbinsel Yucatán einschlug, einen tiefgreifenden Klimawandel auslöste und so höchstwahrscheinlich das Aussterben der Dinosaurier einleitete.
«Bomben» aus dem All
Doch auch kleine «Bomben» aus dem All können grosse Schäden anrichten: Erst vor knapp zwei Jahren explodierte über dem russischen Tscheljabinsk ein Asteroid, dessen Druckwelle rund 1600 Menschen verletzte. Dabei betrug der Durchmesser des Tscheljabinsk-Geschosses gerade einmal rund 20 Meter. Das ist (fast) nichts im Vergleich zur Grösse des Asteroiden 2004 BL 86, der nun auf dem Anflug zur Erde ist.
Dessen Durchmesser kann derzeit nur grob auf 420 bis 940 Meter taxiert werden. Der Einschlag eines Brockens dieser Grösse erinnert die Heidelberger Astrophysikerin Carolin Liefke an die Entstehung des Nördlinger Rieses auf der Schwäbischen Alb. Vor 15 Millionen Jahren schlug dort ein kilometergrosser Asteroid einen Krater von 25 Kilometern Durchmesser. «Riesige Mengen glühend heisses Material wurden hochgeschleudert, das im Umkreis von 1000 Kilometern schwerste Verwüstungen angerichtet hat», sagt Liefke.
Bei drohendem Einschlag nicht wehrlos
Doch ganz wehrlos wäre die Menschheit nicht bei einem drohenden Einschlag. Wenn ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde frühzeitig entdeckt wird, könnte man ihm eine Raumsonde entgegenschicken, berichtet «NEO-Shield»-Leiter Harris. Diese Sonde würde auf dem Asteroiden einschlagen und ihn dadurch von seiner Bahn abbringen.
Denkbar wäre auch, eine Sonde dicht an den Gesteinsbrocken heranzumanövrieren. Durch die Schwerkraft seines irdischen Begleiters könnte der kosmische Aggressor nach und nach von seiner ursprünglichen Flugbahn abgelenkt werden.
Und was wäre mit der Zündung einer Atombombe, um den Asteroiden aus seiner Bahn zu werfen? Ein solches Szenario aus Hollywood-Filmen wäre für Harris nur die allerletzte Möglichkeit, «dann, wenn gar nichts anderes mehr geht». Erfolgsaussichten: ungewiss.