Bauernhöfe könnten ihren Strom- und auch ihren Wärmeverbrauch mit eigenen Energiequellen abdecken. Mehr noch: Sogar Überschüsse könnten sie produzieren. Zu diesem Schluss kommen zwei Studien der 2011 gegründeten Plattform AgroCleanTech (ACT), die am Freitag in Düdingen FR den Medien präsentiert wurden.
Landwirtschaftliche Wohnhäuser könnten demnach ihren Stromverbrauch bis 2030 mit eigenen erneuerbaren Energiequellen sogar zweifach abdecken: Das nutzbare Strompotenzial bis 2030 beträgt gemäss den ACT-Untersuchungen rund 2100 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr; verbraucht wurden letztes Jahr rund 1000 GWh.
Auch der Wärmeverbrauch könnte bis 2030 mit Solaranlagen, Erdwärme, Holzanlagen und Abwärme aus Biogasanlagen völlig abgedeckt werden. Hier könnte ebenfalls sogar ein Wärmeüberschuss produziert werden, wie den Medienunterlagen zu entnehmen ist.
Die Studien zeigten, dass die Landwirtschaft somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Energieproduktion aus erneuerbaren Energien leisten könne.
Das grösste nutzbare Potenzial besteht laut ACT bei der Sonnenenergie, gefolgt von Biomasse, Wind, Holz und Erdwärme. Das Potenzial für solare Stromproduktion ist sehr gross, weil die Betriebe normalerweise bei mehreren Gebäuden über grosse sonnenexponierte Dachflächen verfügen. Das bis 2030 nutzbare Potenzial beträgt nach ACT-Berechnungen mindestens 1200 GWh pro Jahr.
KEV-Reform nötig
Dieses Potenzial könne allerdings nur genutzt werden, wenn es bei der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) wieder mehr Spielraum gebe, heisst es dazu in den Medienunterlagen. Bei der gedeckelten KEV sei derzeit eine Blockade vorhanden, weil sehr viele Gesuche auf der Warteliste stünden. Dieses Fördersystem müsse daher einer Reform unterzogen werden.
Ebenfalls sehr vielversprechend ist laut ACT die Nutzung der landwirtschaftlichen Biomasse. Allerdings seien hier auch die wirtschaftlichen Restriktionen am grössten. Bis 2030 könnten mit angepassten und fördernden Rahmenbedingungen etwa 1200 Biogasanlagen mit einer Kapazität von je 5000 Tonnen gebaut werden. Bei einer Verarbeitungskapazität von 10’000 Tonnen wären es noch rund 600 Anlagen.
In diesen Anlagen würden laut ACT rund 3,6 Millionen Tonnen Hofdünger verarbeitet, das heisst, rund 22 Prozent der jährlich anfallenden Menge. Damit könnten pro Jahr etwa 420 GWh Strom und etwa 430 GWh Wärme produziert werden.
Zur Wärmeproduktion aus Holz könnten rund 3000 kleinere Schnitzelfeuerungs-Anlagen mit 50 kW oder 750 mittlere Schnitzelfeuerungs-Anlagen mit 200 kW betrieben werden. Insgesamt würde so eine Wärmeproduktion von rund 330 GWh realisiert, die durch Wärmenetze im Umfeld der Anlagen verwertet werden könnte, etwa für Gewächshäuser.
Das nutzbare Stromproduktions-Potenzial aus kleinen Windanlage in der Landwirtschaft wird mit etwa 58 GWh pro Jahr beziffert.
Energieeffizienz steigern
Bei der Energieeffizienz könne mit Gebäudesanierungen am meisten Energie eingespart werden. Interessant seien aber auch Massnahmen wie zum Beispiel die Wärmerückgewinnung aus der Milchkühlung.
Hinter AgroCleanTech stehen der Schweizerische Bauernverband, Agridea, Ökostrom Schweiz sowie ein Ingenieur- und Beratungsunternehmen. Die Bundesämter für Landwirtschaft und für Energie haben die Plattform in der ersten Phase finanziell unterstützt.