Gründer von französischer Brustimplantate-Firma PIP festgenommen

Im Skandal um französische Billig-Brustimplantate hat die Polizei den Gründer und früheren Chef der Firma Poly Implant Prothèse (PIP), Jean-Claude Mas, vorläufig festgenommen. Er befinde sich in Gewahrsam, sagte Staatsanwalt Jacques Dallest.

Polizisten vor Ort (Bild: sda)

Im Skandal um französische Billig-Brustimplantate hat die Polizei den Gründer und früheren Chef der Firma Poly Implant Prothèse (PIP), Jean-Claude Mas, vorläufig festgenommen. Er befinde sich in Gewahrsam, sagte Staatsanwalt Jacques Dallest.

Die Ermittler griffen den Unternehmer am Donnerstagmorgen in der Wohnung seiner Lebensgefährtin in der südfranzösischen Region Var auf.

Laut der Staatsanwaltschaft von Marseille werden dem 72-Jährigen „fahrlässige Tötung und Verletzung“ vorgeworfen. Zudem hat die nationale französische Krankenkasse Cnam Strafanzeige wegen schweren Betrugs eingereicht.

Billig-Silikon

Mas hatte bereits in einem früheren Polizeiverhör zugegeben, PIP habe drei Viertel seiner Implantate mit einem Billig-Silikongel gefüllt, das er mit einem eigentlich für Industrieprodukte bestimmten Silikon zusammenmixte.

Nur ein Viertel der Kissen habe das siebenmal teurere US-Produkt Nusil enthalten, das Mas auch gegenüber den Kontrolleuren vom TÜV Rheinland angab. Weltweit sollen 400’000 bis 500’000 Frauen die minderwertigen Silikonkissen der mittlerweile insolventen Firma erhalten haben.

Bei der Staatsanwaltschaft in Marseille sind inzwischen mehr als 2500 Klagen von betroffenen Frauen eingegangen. Die Billig-Silikonkissen, die auffällig oft rissen, werden für Entzündungen verantwortlich gemacht.

Die französische Arzneimittelbehörde zählte zudem bislang 20 Krebsfälle unter Französinnen mit den von Mas produzierten Einlagen. Ein Zusammenhang zwischen der Erkrankung und den Silikonkissen ist aber nicht erwiesen. Mas bestreitet, dass das Gel Gefahren in sich berge.

280 Schweizerinnen mit PIP-Implantaten

In der Schweiz tragen gemäss Angaben von Swissmedic rund 280 Frauen PIP-Brustimplantate. Empfohlen werden den Trägerinnen eine halbjährliche Kontrolle sowie ein sofortiger Arztbesuch, falls Probleme – das Auftreten von Beschwerden oder Veränderungen im Bereich der Achselhöhlen und der Brust – auftauchen.

Falls ein Implantat gerissen ist und Silikon austritt oder bei Anzeichen von Entzündungen empfiehlt Swissmedic, die Implantate zu entfernen. Weiter heisst es: „Die Entfernung von intakten Implantaten kann möglicherweise einfacher sein als nach einer Rissbildung oder beim Vorliegen von Entzündungen.“

Deshalb könne beim Arzt abgeklärt werden, ob nicht doch eine vorsorgliche Entfernung besser sei. „Nutzen und Risiken sind im Einzelfall abzuwägen“, gibt Swissmedic zu bedenken.

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