Grüne Partei greift in den US-Präsidentschaftswahlkampf ein

In den Wahlkampf zwischen US-Präsident Barack Obama und dem republikanischen Herausforderer Mitt Romney hat sich am Wochenende eine dritte Präsidentschaftskandidatin eingeschaltet: Die Grüne Partei kürte am Samstag die Kinderärztin Jill Stein zur offiziellen Kandidatin.

Jill Stein am der Versammlung der Grünen Partei der USA in Baltimore (Bild: sda)

In den Wahlkampf zwischen US-Präsident Barack Obama und dem republikanischen Herausforderer Mitt Romney hat sich am Wochenende eine dritte Präsidentschaftskandidatin eingeschaltet: Die Grüne Partei kürte am Samstag die Kinderärztin Jill Stein zur offiziellen Kandidatin.

193 Mitglieder stimmten für die 62-Jährige, während die aus der US-Fernseh-Comedy-Serie „Roseanne“ bekannte Roseanne Barr mit 72 Stimmen auf dem zweiten Platz landete.

Auch wenn den Grünen bisher wenig Beachtung im Wahlkampf zukommt und sie im US-Mehrheitswahlrecht keine wirkliche Chance haben, könnte Stein dennoch eine ähnliche Bedeutung erlangen, wie der Verbraucheranwalt Ralph Nader.

Nader hatte 2000 für die Grünen 2,7 Prozent der Stimmen geholt – und damit möglicherweise dem demokratischen Kandidaten Al Gore entscheidende Stimmen gegen den Republikaner George W. Busch weggenommen.

Stein: „Wir werden uns das Land zurückholen“

„Wir sind die 99 Prozent und wir werden uns das Land zurückholen“, rief Stein am Sonntag den rund 350 Parteimitgliedern im Ballsaal eines Hotels in Baltimore zu. „Wir brauchen eine neue Partei, die nicht gekauft ist und die integere Leute ins Amt bringt.“ Die Grünen seien die einzige Partei, die nicht von Firmengeldern „gekauft“ sei.

Vergangene Woche hatte die Partei einen Erfolg verzeichnet, als sie erstmals Geld aus der staatlichen Wahlkampffinanzierung erhalten hatten. Stein will vor allem das Zwei-Parteien-System aufbrechen, das die Amerikaner „mundtot“ mache.

„Mit Schweigen ist keine effiziente Politik zu machen“, sagte Stein vor ihrem Auftritt. Die 62-Jährige war bereits 2002 gegen Mitt Romney um den Posten des Gouverneurs von Massachusetts angetreten. Auch wenn sie ihm damals unterlag, erwarb sie sich doch Anerkennung durch einen überragenden Auftritt in einer Fernsehdebatte gegen Romney.

Vizekandidatin hat „Armut aus erster Hand erlebt“

Die Grüne Partei steht für eine eher linke Politik: Der freie Zugang zu Hochschulen, ein sofortiger Stopp von Zwangsvollstreckungen, der Kampf gegen den Klimawandel und die Schaffung Millionen neuer Jobs sind die wichtigsten Punkte.

Ein weiteres Schlagwort ist die Bekämpfung von Armut, die bei Obama und Romney keinen Stellenwert habe, wie Steins Vizekandidatin Cheri Honkala sagt. Honkala kennt Armut nach eigener Aussage „aus erster Hand“.

Als junge, alleinerziehende Mutter hatte Honkala vor Jahren in Minnesota zuerst ihren Job und dann ihr Haus verloren. So war sie mit ihrem damals neunjährigen Sohn auf der Strasse gelandet und hatte „in einer der wohlhabendsten Gegenden der Welt“ im Auto leben müssen. Seitdem hat sie sich einen Namen als eine der führenden Menschenrechtsaktivistinnen im Land gemacht.

Nächster Artikel