Die erste Hürde dürfte Brasilien ohne zu zittern nehmen. Der Gastgeber ist in der Gruppe A klarer Favorit. Das Rennen um den 2. Achtelfinal-Platz scheint zwischen Kroatien, Mexiko und Kamerun offen.
Brasilien blickt natürlich weit über die Gruppenspiele hinaus. Das Eröffnungsspiel am 12. Juni in São Paulo gegen Kroatien soll lediglich die erste Etappe auf dem Weg nach Rio de Janeiro zum siebten WM-Final und zum sechsten Titel sein. 1966 scheiterten die Brasilianer letztmals bei einer Weltmeisterschaft in der Gruppenphase, seit 1982 reichten ihnen jeweils zwei Vorrunden-Partien, um sich die das Ticket für die nächste Runde vorzeitig zu sichern.
Mit Kroatien, Mexiko und Kamerun trifft die «Seleção» zum Auftakt auf Teams, gegen welche sie bei Weltmeisterschaften eine makellose Bilanz hat. Kroatien wurde 2006 in Deutschland 1:0 geschlagen, Kamerun 1994 in den USA 3:0 und Mexiko 1950, 1954 und 1962 mit einem kumulierten Torverhältnis von 11:0. Obwohl Brasilien gegen Mexiko in der jüngeren Vergangenheit die eine oder andere bittere Niederlage hinnehmen musste, zuletzt etwa im Final der Olympischen Spiele 2012, deutet alles auf ein ideales «Warm-up» des Gastgebers hin.
Seit Ende 2012 und der Rückkehr von Luiz Felipe Scolari auf die Trainerbank geht es mit Brasilien kontinuierlich wieder aufwärts. Der 65-Jährige, der die Südamerikaner 2002 zum bislang letzten WM-Titel gecoacht hatte, musste wenig Rückschläge hinnehmen, einer davon war das 0:1 gegen die Schweiz in Basel Mitte August. Darüber konnten die kritischen Fans aber hinwegsehen, schliesslich hatte Brasilien wenige Wochen zuvor den Confederations Cup für sich entschieden und dabei Italien (4:2) und Spanien (3:0) geschlagen.
Besonders beeindruckend ist die Abwehr der Brasilianer mit Spielern wie Thiago Silva, David Luiz, Dante, Dani Alves und Marcelo. Und mit Neymar haben sie den zukünftigen Superstar des Turniers in ihren Reihen – so zumindest der Plan der Gastgeber.
Nimmt man die letzten Weltmeisterschaften als Massstab müsste Mexiko die Brasilianer in die Achtelfinals begleiten. Die Mittelamerikaner überstanden die Vorrunde zuletzt fünfmal in Serie. Nur: In der Qualifikation trat Mexiko überaus schwach auf und sicherte sich die Reise Richtung Süden erst in der Barrage gegen das inferiore Neuseeland und mit dem vierten Nationaltrainer, der sich 2013 versuchen durfte. Miguel Herrera wird den Olympiasieger von 2012 bei der WM betreuen.
Für Kroatien und Kamerun verlief die Qualifikation weniger nervenaufreibend als für Mexiko. Doch ihre WM-Bilanz war zuletzt ernüchternd. Beide überstanden seit ihrem grossen Höhenflug – Kamerun qualifizierte sich 1990 für die Viertelfinals, Kroatien wurde 1998 Dritter – die Vorrunde nie mehr. Die Kroaten haben die besseren Chancen dies in Brasilien zu ändern. Mit Luka Modric, Mateo Kovacic und dem Ex-Basler Ivan Rakitic haben sie drei exzellente Mittelfeldstrategen, im Sturm hat Nationalcoach Niko Kovac einige Möglichkeiten, auch wenn Mario Mandzukic das Eröffnungsspiel wegen einer Sperre verpassen wird.
Bei Kamerun dreht sich vieles um Samuel Eto’o. Der 33-jährige Stürmer ist einerseits der grosse Hoffnungsträger und einzige Star in der Mannschaft. Anderseits war er in der Vergangenheit auch immer wieder ein Unruheherd. Ausser Eto’o hat der deutsche Volker Finke, der die Zentralafrikaner seit 2013 betreut, keinen Hochkaräter in seinem Kader.