Die Gruppe B wird als die «Hammergruppe» bezeichnet und beginnt am 13. Juni in Salvador mit dem «Hammerspiel» zwischen den beiden Gruppenfavoriten Spanien und Holland.
Spanien gegen Holland ist die Neuauflage des WM-Finals von 2010, den die Iberer dank eines Treffers von Andres Iniesta in der Verlängerung mit 1:0 zu ihren Gunsten entschieden haben und sich erstmals als Weltmeister feiern liessen. Holland, die Mannschaft von «Bondscoach» Louis van Gaal, trachtet nach Revanche und will nach drei zweiten WM-Plätzen (1974, 1978, 2010) endlich einmal Weltmeister werden.
Europameister 2008, Weltmeister 2010, Europameister 2012 – Spanien liebäugelt mit dem «Quadruple», dem vierten begehrten Titelgewinn in Serie, was noch keinem Land gelungen ist. Die Mannschaft des 63-jährigen Trainers Vicente del Bosque ist mit klangvollen Namen nur so gespickt. Dennoch zieht del Bosque, der nach dem EM-Gewinn 2008 erfolgreich das Erbe des im Februar verstorbenen Luis Aragones angetreten hat, auf die Euphoriebremse und pflegt das Understatement. Doch wer Stars wie Iker Casillas, Sergio Ramos, David Silva, Xavi, Iniesta, Fabregas, Xabi Alonso, Pedro, Villa und Diego Costa sowie aufblühende Könner wie Carvajal oder Koke in seinen Reihen hat, weiterhin die Weltrangliste anführt und souverän durch die Gruppenphase marschiert ist, zählt zu den aussichtsreichsten Anwärtern auf den WM-Titel.
Scheitert Holland erneut?
Einen einzigen Titel hat Holland bisher gewonnen, obwohl es seit rund 40 Jahren zu den weltbesten Mannschaften zählt, aber erst an neun von insgesamt 19 WM-Turnieren teilgenommen hat. Wenn Oranje, das 1988 in Deutschland Europameister wurde, aber dabei ist, zählt es zu den Favoriten, scheitert aber – wie jahrzehntelang und bis zur EM 2008 auch Spanien – immer. Die Offensive ist auch in Brasilien erstklassig. Arjen Robben (Bayern München) oder Robin van Persie (Manchester United) können, gefüttert von Wesley Sneijder (Galatasaray) oder Rafael van der Vaart (HSV) jede Abwehr schwindlig spielen. Fragezeichen gilt es für die Defensive zu stellen. Viele Routiniers haben ihre Karriere beendet. Die Unerfahrenheit machte sich aber in den Qualifikationsspielen (9 Siege, 1 Remis) nicht bemerkbar. Van Gaal, der nach der WM Trainer bei Manchester United wird, möchte das Szepter als «Bondscoach» an Guus Hiddink mit einem Triumph übergeben.
Zampano Sampaoli?
Der dritte aussichtsreiche Achtelfinal-Anwärter heisst Chile, das unter dem argentinische Trainer Jorge Sampaoli in der WM-Ausscheidung der Südamerika-Zone zu einem Schlussspurt angesetzt und es hinter Argentinien und Kolumbien noch auf Rang drei geschafft hat. In Chile spricht man von einer «goldenen Generation» mit zahlreichen Stars, die Schlüsselpositionen in europäischen Spitzenteams einnehmen. Erwähnt seien Mauricio Isla und Arturo Vidal von Italiens Meister Juventus Turin oder Alexis Sanchez, der Goalgetter des FC Barcelona. Teamchef Sampaoli gilt als Verfechter des Offensivfussballs, setzt auf aggressives Angriffspressing und gerne auf eine Dreier-Abwehrkette.
Australien krasser Aussenseiter
Australien gilt als krasser Aussenseiter. Seine Stars wie der ehemalige Everton-Torjäger Tim Cahill, der Rekordtorschütze der Nationalmannschaft, und Josh Kennedy (Nagoya Grampus, ex-Dresden, Nürnberg und Karlsruhe) sind in die Jahre gekommen, der ehemalige Stürmerstar Harry Kewell hat seine Karriere beendet und Torhüter Mark Schwarzer (42), den Ersatzgoalie von Chelsea, hat Teamchef Ange Postecoglou nicht aufgeboten. Erstmals seit 40 Jahren werden die Socceroos von einem Australier betreut. Postecoglou hat im vergangenen Oktober den Deutschen Holger Osieck als Trainer abgelöst. Schon ein Punktgewinn des Teams aus «Down Under» würde überraschen, das erneute Erreichen der Achtelfinals wie 2006 wäre eine Sensation.