Bei den Dscheladas im Zoo Zürich steht ein Männertausch an. Zürcher Männchen müssen anderswo hin zügeln, auswärtige in die Zürcher Anlage einziehen. Hier sollen sie mehrere Haremsgruppen bilden.
Das kleine Dscheladakind buddelt eifrig im Kies. Plötzlich findet es etwas. Aber der kleine Buddler hat sich zu früh gefreut: Nach einer ersten Schnüffelprobe legt er den Fund weg. Währenddessen sammeln die erwachsenen Tiere mit stupender Fingerfertigkeit getrocknete Grashalme in säuberliche Büschel zusammen, die sie in den Mund stecken. Andere klauben geschickt Getreidekörner aus dem Kies.
Dscheladas sind Paviane, die aus dem äthiopischen Hochland stammen. Nach einer kahlen knallroten Stelle auf der Brust werden sie auch Blutbrustpaviane genannt. Die Männchen sind deutlich grösser als die Weibchen. Sie tragen eine imposante Mähne wie ein Cape um Schultern und Körper und zeigen hin und wieder eindrückliche Eckzähne, die jedem Raubtier Ehre machen würden.
Sozial organisiert sind sie in Haremsgruppen, wie Zoo-Kurator Robert Zingg am Mittwoch vor den Medien sagte. Jeweils ein erwachsenes Männchen führt eine Gruppe von drei bis 20 Weibchen und Kindern – den Mann wählen die Weibchen selbst. Männchen ohne Frauen bilden Junggesellengruppen. Mehrere solcher Harems- und Männergruppen können gemeinsam riesige Herden bilden.
Zwischen einem Tag und 20 Jahren alt
Im Zoo Zürich leben seit 1955 Dscheladas. Zurzeit sind es 35: 19 Weibchen, 14 Männchen und zwei Jungtiere, bei denen das Geschlecht noch nicht feststeht. Das älteste Tier ist ein 20-jähriges Weibchen, das Jüngste ist am Dienstag zur Welt gekommen.
Seit den Anfängen wurden mehrere Männchen in Zürich geboren. Manche wurden weggegeben, andere kamen von auswärts dazu. Es gab Kämpfe und Rivalitäten und Haremsumbildungen. Solche Wechsel sind jeweils mit Unruhe und Risiken verbunden. Manchmal werden gar Jungtiere vom nachfolgenden Haremsführer getötet.
Für die Zoo-Verantwortlichen gilt es, Inzucht zu vermeiden, Blutauffrischungen zu ermöglichen und eine gewisse Stabilität in die Gruppe zu bringen. Gegenwärtig steht ein grösserer Wechsel an. Vier bis sechs Zürcher Männchen sollen wegziehen. Im Gegenzug ist der Zoo laut Zingg auf der Suche nach geeigneten auswärtigen Männchen.